Rom gegen die Agenda der Laienfunktionäre. Deutsche Funktionäre wollen trotzdem einfach weiter machen und die Bischöfe scheinen ihnen ins Schisma folgen zu wollen. Fünf vor zwölf war es vor vier Minuten.
Die Mahnung von Petrus ist klar und deutlich. –Foto: Peter H auf Pixabay

Selten so eine Einigkeit erlebt. Über alle kirchlichen, kirchenpolitischen, theologischen, gesellschaftlichen und politischen Lager hinweg war die öffentliche und veröffentlichte Einschätzung des gestern veröffentlichten Papiers aus dem Vatikan eindeutig: Das war es dann wohl mit dem synodalen Weg! Man könnte sich jetzt noch schadlos aus der Affäre ziehen, alle Papiere einstampfen und der Einladung folgen, sich in den weltweiten synodalen Prozess einzubringen.

Perfides Framing

Nur ein kleines, sich für ein modernes gallisches Dorf haltendes, Präsidium und seine Einflüsterer suchten und fanden ein Framing, das es erlaubte, die gelb-rote Karte aus dem Vatikan zur päpstlichen Fanpost umzuschmieden. Man könne ja ohnehin nicht tun, was der Vatikan verbiete, das gebe die Satzung gar nicht her und überhaupt sei man ja eingeladen worden, seine Ideen in den weltkirchlichen synodalen Prozess einzubringen. Punkt. Es geht weiter wie zuvor, lautete die Botschaft. Ob es dabei bleibt, darf angesichts des Gegenwindes vor allem aus Kreisen katholischer Laien bezweifelt werden.

Nun darf man zunächst gespannt sein, wie sich die kommenden sieben Wochen bis zur nächsten Vollversammlung des synodalen Weges entwickeln werden. Werden einzelne Gruppen, einzelne Bistümer, einzelne Bischöfe aussteigen? Das ist, wiewohl zu hoffen, kaum zu erwarten.

Die nächste Stufe

Was zu erwarten ist, ist die nächste Stufe der Eskalation. Es ist ferner kaum anzunehmen, dass man die Einführung eines nationalen Synodalrates ablehnen wird. Wir können uns darauf verlassen, dass es vorher hinreichend offene und verdeckte Drohszenarien geben wird. Bevor bei der jüngsten Versammlung des synodalen Weges der umstrittene Text mit den neuen theologischen Erkenntnisorten (darunter auch der Zeitgeist) verabschiedet wurde, drohte man offen mit Unterbrechung der Veranstaltung, sollte keine 2/3- Mehrheit der Bischöfe zustande kommen. Ähnliches ist auch für die Einführung der diversen Synodalräte zu erwarten. Die Funktionäre wollen definitiv und final an die Fleischtöpfe der Macht, was nichts anderes bedeutet als die Hoheit über die Kirchenfinanzen. Wer die Haushaltshoheit hat, hat die letzte und entscheidende Macht. In der Kirche ist diese Macht an geistliche Vollmacht gebunden und damit begrenzt. Schon heute haben in einer viel zu reichen Kirche in Deutschland viel zu viele faktisch Ungläubige viel zu viel kirchliches Geld in der Hand. Dies ist zu einem nicht geringen Anteil Kern des kirchlichen Dramas in Deutschland.

Auf exakt diese geplanten synodalen Gremien jedoch – die die Leitung faktisch den Bischöfen aus der Hand nähmen – zielt die folgende Formulierung der vatikanischen Ermahnung ab: »Der „Synodale Weg“ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.« Dass damit zugleich alle Bestrebungen, den Katechismus in Fragen der Moral zu ändern hinfällig sind, dürfte unstrittig sein. Ferner dürften die geplanten synodalen Räte, die ja zusätzlich zu den bereits existierenden teils kirchen- oder staatskirchenrechtlich vorgeschriebenen Gremien eingerichtet werden sollen, mit dieser Ansage vom Tisch sein.

Realismus – Fehlanzeige

Der Hinweis des Präsidiums des synodalen Weges, kein Bischof werde zur Annahme und Umsetzung der Synodalbeschlüsse gezwungen, ist insofern lächerlich als zu erwarten ist, was mit Bischöfen passiert, die sich hier verwehren. Mag die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts als leuchtendes und abschreckendes Beispiel dienen. Alle Bischöfe, auch diejenige, die theologische Bauchschmerzen damit haben, werden es einführen. Realistisch gesehen muss man sagen, sollte sich wirklich kein Bischof wegen eines inzwischen so irrelevanten Rechtskorpus einer Hetzjagd aussetzen. Besser wäre es, Betriebe, die man ohnehin nicht mehr mit Katholiken führen kann, gleich auszugliedern aus den kirchlichen Strukturen. Die Caritas und andere kirchliche Sozialunternehmen lassen sich problemlos in Stiftungen umwandeln, die auch ohne im kirchlichen Eigentum zu sein, den sozial-caritativen Geist der Werke fortsetzen können.

Wie sehr Bischöfe zu weit mehr einem mehr als nacheilenden, nämlich einem vorauseilenden Gehorsam neigen, zeigt sich nicht zuletzt in den schon jetzt eingeleiteten Versuchen, eine mittelalterlich anmutende Laieninvestitur einzuführen. Allen voran geht hier in sehr unrühmlicher Weise das Erzbistum Paderborn, wo man nach Wegen sucht, das Konkordat auszuhebeln und Laien direkt an der Wahl zu beteiligen. Dazu sollte der Vatikan dann das Päpstliche Geheimnis auf die an der Wahl beteiligten Laien ausdehnen. Welche Antwort dazu aus Rom zu erwarten ist, kann sich nun jeder an einer Hand abzählen. Bislang ist nicht einmal das um ein Jahr zu früh eingereichte Rücktrittsgesuch des amtierenden Erzbischofs beantwortet worden.

Hält man sich das öffentliche Klima vor Augen, dann möchte man den Bischof sehen, der sich tatsächlich weigert, nach mit bischöflicher 2/3-Mehrheit gefasstem Beschluss einen bundesweiten synodalen Rat nicht anzuerkennen. Mein Tipp: Es gibt in Afrika und Ozeanien sehr schöne Diözesen. Besser den Papst gleich um Versetzung dorthin oder um einen Job in der römischen Kurie bitten, als sich zum Opfer einer Hexenjagd zu machen. Das Perfide an dem geplanten bundesweiten Synodalrat ist zudem, dass er nicht von den Katholiken in Deutschland gewählt wird, sondern von den Funktionären des „ZdK“ ernannt werden soll. Schon heute lässt sich leicht vorhersagen, wie sich ein solcher Rat zusammensetzen wird und welche Agenda er verfolgen wird.

Die Gelb-Rote Karte

Das Stoppschild aus Rom kam gerade zur rechten Zeit. Wer dieses Stoppschild jetzt überfährt, begibt sich unmittelbar auf den schismatischen Pfad und trennt sich somit mehr und mehr von der Einheit der Weltkirche. Schon heute haben wir faktisch zahlreiche lehrmäßige Abweichungen festzustellen. Eine Trennung in der Leitung – damit ist ein Schisma exakt umschrieben – würde die deutschkatholische Trennung von Rom unausweichlich machen.

Es war eine gelb-rote Karte, die der Vatikan den Vertretern des deutschen synodalen Weges von DBK und „ZdK“ gezeigt hat. Inhalt dieser Verwarnung war die sehr klare Ansage, dass ein „Weiter-so“ nur ins Schisma führen kann. Noch hat man in Rom die Hoffnung auf eine Umkehr, was ein Ende des synodalen Weges in seiner jetzigen Form zwingend macht. Wie groß diese Wahrscheinlichkeit ist, lässt sich aus dem Statement des Präsidiums leicht ablesen.

Darüber hinaus wird aus der Nachricht aus dem Vatikan deutlich, dass sich Rom nicht scheuen wird, das Schisma im Ernstfall auch tatsächlich festzustellen und Beugestrafen auszusprechen. Die Phantasie reicht derzeit nicht aus, sich vorzustellen, was da auf uns zukommen wird, wenn jetzt nicht endlich eine nennenswerte Anzahl von Bischöfen die Reißleine zieht. Fünf vor zwölf war es vor vier Minuten.


Hier folgt eine Empfehlung. Die Ordensschwester Theresia Mende macht sich Gedanken über die biblischen Grundlagen einer Kirchenreform.

Sr. Dr. Theresia Mende OP: „Wahre und falsche Reform biblisch – Bekehrung macht den Unterschied“