Die Proteste nehmen zu. Dabei geht die Beschwichtigung vermutlich in die nächste Runde. Das Ende des Weges könnte der Sturz in den Abgrund sein. 
St. Peter in Rom –Foto von Dominique Devroye auf Pixabay

Langsam darf es dann auch mal gut sein mit dem synodalen Wahnsinn. Man kommt sich ja vor, wie in einer schizophrenen Organisation. Lese ich die offiziellen Verkündigungen der Veranstalter des synodalen Weges, dann ist das alles ein Geniestreich, um die Kirche zu retten. Auch auf der Internetseite meines Bistums und in den Predigten meines Bischofs wird der synodale Weg als alternativlos und unbedingt nötig deklariert. In Wirklichkeit werden auf den Veranstaltungen Reden geschwungen, die mit katholischem Glauben nicht in Einklang zu bringen sind und auf der letzten Versammlung wurden Beschlüsse gefasst, die sich mit dem Depositum fidei so ganz und gar nicht vertragen.

Sorgen der Weltkirche

Weltkirchlich schaut man inzwischen recht sorgenvoll nach Deutschland. Aller Sorgen ledig ist dagegen Magnus Striet, der bei bester Laune das Schisma feststellt. Aus der Weltkirche kommen besorgte Briefe von Bischöfen, der Vorsitzende der DBK ergeht sich in Beschwichtigungen. Wie man in der Kirche in Deutschland kommuniziert, durfte nun auch der Erzbischof von Denver erfahren, der sich die Antwort auf ein Schreiben, das er mitunterzeichnet hat, in deutscher Sprache aus dem Internet suchen musste. Solcherlei Kommunikation kennt man auch auf anderen Ebenen der deutschen Kirche. Im Dezember 2018 schrieben meine Frau und ich in einem Brief an unseren Erzbischof, welche – inzwischen eingetretenen – Bedenken uns beim synodalen Weg umtreiben und forderten den Erzbischof von Paderborn auf, beim synodalen Weg nicht mitzumachen. Es gibt zu diesem Schreiben nicht einmal eine Eingangsbestätigung. Auch die niederen Chargen kommunizieren so. Vor elf Monaten teilte ich meinen Pfarrer mit, dass ich aus persönlichen Gründen den Lektorendienst in der Gemeinde nicht mehr ausüben kann. Es fiel mir wirklich schwer, diesen Dienst aufgeben zu müssen. Umso schwerer fällt es mir, dass nachdem ich diesen Dienst inzwischen über zwanzig Jahre und immer mit sehr viel Freude ausgeübt hatte, mein Brief offensichtlich keiner Antwort wert war.

Im Gegensatz zum Anliegen des Erzbischofs von Denver und natürlich dessen Gewicht als Bischof im weltweiten Kollegium der Bischöfe, das muss ich gestehen, sind meine Briefe nicht einmal Marginalien. Doch wenn es in Marginalien schon so faul ist, wie soll es dann erst im Großen sein? Nun ist Samuel J. Aquila mindestens Westfale h.c. Das erkennt man, wenn man seinen erneuten Brief an Georg Bätzing liest. Da bleibt kein Auge trocken. Nur grob und oberflächlich wählt der Erzbischof von Denver die Belege aus den Dokumenten des synodalen Weges aus und allein diese Auswahl rechtfertigt einen entschiedenen Alarmruf nicht ohne darauf hinzuweisen, dass man noch weitaus mehr Belege für die Gefahr einer Spaltung hätte bringen können.

Kritik aus dem Norden

Erzbischof Samuel ist nicht allein. Auch der Bischof von Kopenhagen, der als Beobachter am synodalen Weg teilnimmt, hat nachgelegt. Seit Beginn der Veranstaltungen begleitet der Bischof aus dem Norden den synodalen Weg von DBK und „ZdK“. Seine Kritik wird von Jahr zu Jahr schärfer.

Hier spricht der Bischof im Podcast des Bistums Dresden- Meißen:

https://lebendig-akademisch.podigee.io/178-offener-brief-offener-austausch/

Nun wäre es an der Zeit, dass im Kreise der Bischöfe eine Diskussion beginnt, wie es mit dieser hochriskanten Veranstaltungsreihe weitergehen soll. Am besten gar nicht. Klar, denn es ist kaum zu erwarten, dass es in dieser Konstellation zu einem anderen Verlauf kommen kann. Man hat hier im wahrsten Sinne den Bock zum Gärtner gemacht. Ausgerechnet diejenigen, die seit Jahrzehnten die immer selben Reformforderungen stellen und denen schon hundertfach bescheinigt wurde, dass ihre Forderungen mit der Lehre der Kirche unvereinbar sind, sind mit den Bischöfen die Träger dieser Veranstaltung. Aktuell ergänzt um die komplette LGBT -Agenda, die nach Wunsch der Aktivisten nun auch katholisch werden soll. Längst ist ein Teil der Bischöfe mehr oder weniger offen, ganz oder teilweise vom Glauben der Kirche abgefallen und spielt in der anderen Mannschaft mit. Offene Forderungen nach – in der katholischen Kirche unmöglicher – Frauenweihe auch von Bischöfen sind nur die offensichtlichsten Postulate. Allein der Grundlagentext mit seinen herbeiphantasierten neuen theologischen Erkenntnisorten ist ein Papier, das von Rom verboten werden muss, sollten die Bischöfe hier nicht ganz eindeutig widerrufen.

Wahrheit spielt keine Rolle

Mehrheiten ersetzen Wahrheiten. Das ist das Grundproblem des synodalen Weges von DBK und „ZdK“. Die politische Organisation „ZdK“, die in erschreckender Ignoranz der Wirklichkeit dieser Organisation vom Episkopat immer noch als die offizielle Vertretung katholischer Laien angesehen wird, dominiert das Verfahren in einem Ausmaß, das man sich kaum vorstellen kann. Bischöfe sind eingereiht und teilweise sogar in devoter Unterordnung. Die Hirten und Lehrer des Volkes lassen sich anblöken und blöken im selben Tonfall mit, statt das Volk im Glauben zu unterweisen, wie sie es bei ihrer Weihe versprochen haben. Die Situation ist so absurd, dass man darüber nur lachen könnte, wäre es nicht so ernst.

Nun liegen zwei neue Kritiken auf dem Tisch des Hauses Bätzing und nun werden Wetten angenommen, welche Aussitz- oder Beschwichtigungsstrategien nun ausgepackt werden. Man wird im Sekretariat in Bonn sicher schon die Thinktanks angekurbelt haben. Tatsache ist, die in weiten Teilen exorbitant reiche Kirche in Deutschland kann sich ihre Spaltung wirtschaftlich leisten. Würde es etwas bringen, dann könnten man vielleicht jetzt in dieser Situation des selektiven Austritt aus der KdöR in Verbindung mit dem erklärten Verbleib in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche empfehlen. Doch die Milliardenvermögen der Kirche und die Sozial- und Glaubensstruktur der Kirchensteuerzahler, ließe diesen Effekt komplett verpuffen. Was bleibt, außer der Hoffnungslosigkeit, dass die saturiert- bräsigen Protagonisten den schismatischen Weg bis zu seinem bitteren Ende verfolgen?

Zukunft ist möglich

Es bleibt, mitzuwirken bei denen, die sich Gedanken machen, wie die Zukunft der Kirche aussehen soll. Es gibt sie schon. Es werden weiter hinzukommen und es wird eine in der Kirche wachsende Strömung sein, die gegen den schismatischen Strom im Fluss der Einheit verbleibt. Nur die Jurisdiktion, die ja zur Kirche gehört, die gerät gerade in Auflösung. Wie die Kirche in zehn Jahren aussehen wird, das lässt sich anfanghaft erahnen. Unter wessen Jurisdiktion ich dann stehe, kann ich nicht sagen. Der Nachfolger meines derzeitigen Bischofs wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht sein. Denn eines scheint klar, auch wenn das Ende des synodalen Weges durchaus näher rückt, am Ende des Weges könnte der Abgrund lauern. Da springe ich nicht rein.