Brandy
… sorgt auch für die Seele und ist sogar Cardenal!

Handreichungen der Bischöfe sind gerade in aller Munde. Man redet besonders über die, die es wohl hoffentlich nicht geben wird. Jedenfalls nicht so, wie sie geplant war. Eine gibt es jetzt. Die „Eckpunkte zur Ehevorbereitung – für die Hand der Seelsorgenden

Für bitte welche Hand? Seelsorgende? Na, ein Glück, daß ich keinen Sorgenden an meine Seele lassen, möchte man denken. Doch bei allem Entsetzen darüber, daß hier Neusprech in die Verkündigung Einzug hält, stellt sich an dieser Stelle schon die erste Frage: Wie bitte soll man künftigen Eheleuten die Sakramentalität ihrer Lebensform und die große Bedeutung dessen klar machen, wenn man schon verschweigt, daß der, der den Ehekonsens für die Kirche entgegen nimmt und den Bund in ihrem Auftrag segnet, auch in einer sakramentalen Lebensform lebt? Vermutete Überforderung? Oder gar, wie einige nicht müde werden zu behaupten ein Rückzug der Kirche von der sakramentalen Seelsorge. Ein nett gemeinter, doch falsch verstandener Versuch der integrativen Sprache, bei der hauptamtliche Laien in der Pastoral mitgemeint sind. Seelsorger im eigentlichen Sinne sind die geweihten Amtsträger. Leider herrscht hier gerade in Deutschland eine gewisse Begriffsverwirrung.

Damit ist keinesweg der seelsorgliche Dienst außerhalb der eigentlichen Sakramentenspendung geschmälert oder geschmäht. Da passiert vor allem im Vorfeld und Umfeld viel wichtiges und richtiges. Großstadtpastoral spricht Menschen an, die kaum mal eine Kirche betreten. Tourismusseelsorge betreut Menschen in Freizeitsituationen, die kaum etwas vom Glauben wissen oder wissen wollen. An vielen Stellen arbeiten bei der Kirche hauptamtlich beschäftigte Laien den Priestern zu. Und so lange Niederschwellig nicht mit Unterirdisch verwechselt wird, sollte man das auch dann gutheißen, wenn man selber nichts damit anzufangen weiß.

Hier jedoch geht es an einen Kern christlichen Lebens: Die Ehe! Und die ist nunmal ein Sakrament. Viel gute, wichtige und richtige Informationen finden sich in der Handreichung. Doch vieles fehlt auch einfach. Die Beichte etwa, die Voraussetzung dafür ist, daß das Sakrament der Ehe fruchtbar wird. Wer sagt einem das eigentlich? In Ehevorbereitungskursen in katholischen Bildungshäusern wird ein Wochenende über Kondom und Pille diskutiert, dann bekommt man den Persilschein und darf heiraten. So jedenfalls die polemische Unterstellung … Ein Körnchen Wahrheit mag darin stecken, denn die Ehevorbereitung ist defizitär.  Darin wird man wohl am allerschnellsten einen Konsens finden, denn auch katholische Ehen werden geschieden. Und das sind nicht wenige.

Eine Statistik so wird kolportiert, habe herausgefunden, daß von 1000 Ehen, wo die Eheleute miteinander beten und regelmäßig die Hl. Messe besuchen, gerade mal eine geschieden wird. Wenn es nicht wahr ist, ist es wenigstens gut erfunden. Eine belastbare Quelle findet sich nicht. Eines jedoch ist klar: Wer die Ehe im Glauben miteinanander lebt, in guten und in bösen Tagen (die kommen! Garantiert!), hat eine um viele Potenzen höhre Chance auf eine lebenslange Ehe als der Durchschnitt.

Es wäre tatsächlich schon sehr viel erreicht, wenn die Anregungen der Eckpunkte konsequent umgesetzt würden. Immerhin steht erstmals von bischöflicher Seite in so einem Papier, daß man Brautleute auch erst einmal nicht zur Trauung zulassen will, die bei allem guten Willen kein katholisches Eheverständnis mitbringen. Es besteht die Gefahr, daß sie weg sind oder der Nachbarpastor es doch macht. Damit muß man leben. Es bietet aber die Chance, daß Menschen verstehen lernen, daß eine katholische Trauung eben doch mehr ist als weißes Kleid, Barockaltar, Orgelspiel und viel, viel Romantik.

Nebenan beim Erzblogger tönte die Klage über Abriss. Ein Abriss den es in der Tat gibt. Es ist eine volkskirchliche Tradition der Glaubensweitergabe in der Familie abgerissen. Eine wirklich gute Ehevorbereitung, die die Sakramentalität der Ehe den Brautleuten verständlich macht hilft auch gegen solche Abrisse. Es geht darum den Brautleuten die Gesamtheit der Sakramentalität des Glaubens und der Praxis der Kirche vor Augen zu führen. Wer en passant heiratet, will auch die Erstkommunion nur en passant und nimmt vielleicht noch mit, daß der Pastor Oma beerdigt. Das war es dann aber schon.

Und so wird nicht verwundern, wenn die Bischöfe selber angesichts der Realität der Ehe in unserer Gesellschaft eine gewisse Ratlosigkeit eingestehen:

Die Standards bedürfen einer Profilierung in den (Erz-)Diözesen sowie einer beständigen Fortentwicklung in der pastoralen Praxis, da wir mit unseren Bemühungen um eine erweiterte Ehevorbereitung erst am Anfang stehen. (Eckpunkte … S. 6)

Da ist etwas angebrannt, was man vor dreißig Jahren schon hätte kokeln riechen können. Da wollte es keiner wahrhaben. Nun haben wir den Salat.

Achja und Neusprech sowie Gendersprech sind absolut verzichtbar. Es reicht in gutem Deutsch zu publizieren.