Besser auf den Weltdienst und die Neuevangelisierung konzentrieren als gelangweilt auf der Schisma warten. Es gibt gute Alternativen. 
Der Ödnis im kirchlichen Wartesaal entgehen. — Foto: PublicDomainPictures / Pixabay

In den Bahnhöfen früherer Jahre gab es sie noch, die Wartesäle. Eine Bank rundherum an der Wand entlang, manchmal noch eine oder zwei Bankreihen in der Mitte. Miefige Luft und eine ganze Reihe gedämpfter Unterhaltungen prägten die Atmosphäre. Gut sichtbar zeigte eine Bahnhofsuhr an der Wand die Zeit an. Wie lange müssen wir warten, bis der Zug abfährt? Auf jeden Fall immer zu lange. Eine Apfel oder ein Schokoriegel verkürzen die Wartezeit, aber die sind schnell gegessen. Immer noch warten.

Langeweile

Ja, der Aufenthalt im Wartebereich ist nicht angenehm. Das gilt bei der Bahn, beim Arzt, auf der Behörde und das gilt in einem übertragenen Sinne auch in der gegenwärtigen Situation der Kirche. Zahlreiche Bistümer setzen Beschlüsse des sogenannten Synodalen Weges um ohne sich dabei um weltkirchliche Belange zu kümmern. Es ist müßig, diese ganzen Maßnahmen wieder und wieder aufzuzählen. Es mag ja gut gemeint sein, weil man das Gefühl hat, mit Angleichung an die Welt, wenigstens Teile der Welt zurückzugewinnen. Doch das ist ein fataler Denkfehler. Die Welt weiß sich ohne die Kirche schon gut genug zu helfen. Es ist nicht noch mehr weltliches, was der Welt hinzugegeben werden muss. Es ist gerade das Widerständige, widerborstige des Evangeliums, das die Kirche der Welt schuldet. Es ist auch die der Welt so heftig entgegenstehende Moral und die der Welt so heftig entgegenstehende Botschaft von dem Wert des Lebens, das die Kirche der Welt schuldet.

Niemand wird dadurch gewonnen, dass Teile der Lehre zur Disposition gestellt werden. Eher vergrößert man die Verluste. Zudem gilt es einer Selbstvergewisserung, wozu denn die Kirche da ist. Es geht um das Seelenheil der Menschen, nicht um das Wohlfühlen im Schlafzimmer. Das Drama der Kirche ist der Verlust des Glaubens. Wer will einem denn erzählen, dass ein Mensch, der wirklich glaubt dereinst seinem Richter gegenüberzustehen, sich so an Kindern vergeht oder diese Vergehen vertuscht. Wer will den Glauben, dass einer glaubt, was er bis vor kurzem lehrte und nun mit leichter Hand aufgibt. Wer will denn glauben, dass er wirklich das glaubt, was er jetzt predigt, wenn es doch das genaue Gegenteil ist. Ob die neuen Freunde der Bischöfe, die mit der Regenbogenflagge, den Bischöfen wirklich trauen sollten? Wer doch so lange so gedisst wurde und jetzt so umworben wird, sollte sich schon die „cui bono“- Frage stellen.

Während wir also jetzt als gewöhnliche Gläubige plötzlich ganz viele neue Freunde willkommen heißen sollen, stellen wir fest, dass wir uns ob dieser Vermehrung doch ganz schön vermindern. Die nächsten Austrittszahlen kommen bestimmt. Der Überhang der Gestorbenen gegenüber den Getauften kommt noch hinzu. So richtig große Begeisterung mag da einfach nicht aufkommen. Auch wenn es um die ganzen neuen Gremien geht, die da jetzt angeblich zu gründen sind. Ist man sehr misanthropisch, wenn man feststellt, dass die neuen Funktionäre die gleichen Gesichter haben, wie die alten Funktionäre? Überall spricht man von Verschlankung, innerkirchlich gründen wir ein Gremium nach dem nächsten. Böse Denker könnten auf die Idee kommen, dass die Räte in Gemeinden, Seelsorgeräumen, Dekanaten und Bistümern am Ende mehr Sitze haben, als wir sonntägliche Kirchbesucher haben. Schon lange hat die Kirche mehr Mitarbeiter als Sonntagskirchgänger.

Alternativen

In einer solchen Wartesaalatmosphäre ist es tatsächlich so unangenehm, wie in einem Bahnhofswartesaal des vorigen Jahrhunderts. Kein Wunder also, dass man besser den nächsten Zug nimmt, statt hier zu verharren. Es sei denn, man ist Betreiber des Wartesaal oder in einem der Wartesaalverwaltungsgremien, dann wird man doch nur zu gerne den Wartesaal als besten nur denkbaren Aufenthaltsort darstellen wollen.

In diesem Spannungsfeld, in dem der nach wie vor öde Wartesaal einen neuen Anstrich bekommt und das als Reform verkauft wird, warten wir nun auf den Zug aus Rom der vielleicht die befreiende Botschaft bringt, dass in diesem Land die kirchlichen Züge in die falsche Richtung fahren, was man schon lange ahnte und umdrehen müssen. Und wem der Wartesaal definitiv zu langweilig wird, der kann ja den Zug nach Altötting zum Adoratio- Kongress nehmen, ins Gebetshaus nach Augsburg fahren oder das Kloster oder die geistliche Gemeinschaft seiner Wahl aufsuchen und statt die Zeit im öden Wartesaal mit dem Warten auf das Schisma zu verbringen, lieber mit der Suche nach einem lohnenden Betätigungsfeld zu beginnen. Übrigens muss kein Laie sich verpflichtet fühlen, die Kirche zu retten. Als Laien sind wir Menschen des Weltdienstes und sollen uns im Weltdienst heiligen. Das wurde leider nur allzu sehr vergessen, denn man musste ja die Kirche retten. Also besser das geistliche Futter an einer nahrhaften Quelle suchen und sich für den Weltdienst fit machen, als die Zeit in endlosen kirchenpolitischen Diskussionen zu verschwenden. Als Journalist muss man das ganze beobachten, beschreiben und einordnen. Das bleibt einem nicht erspart. Als gläubiger Katholik darf man alles, was dem Synodalen Weg folgt, am besten gar nicht an sich heran lassen.