Kardinal Marx (Archivbild)

Jetzt auch noch Laienpredigt. Der hochaktive Erzbischof von München und Vorsitzende der DBK wird nicht müde, sein Dekonstruktionsprogramm voran zu treiben. Vorschläge und Ideen, die man vor Jahren noch eher aus der Ecke der WisiKis erwarten und hören konnte, kommen heute ganz leger aus dem Palais Holnstein.

Laien, so der Erzbischof von München und Kardinal der römischen Kirche, sollen künftig in der Hl. Messe predigen können. Verlassen wir die kardinale Fantasyrhetorik und begeben uns einen Moment in die wirkliche Welt der katholischen Kirche.

In der Kirche ist aus gutem Grund die Feier der Eucharistie und die Verkündigung in der Heiligen Messe aneinander gebunden. Es geht um den inneren Zusammenhang von Gegenwart Christi im Wort und in der Eucharistie. Jesu Christus ist das Fleisch gewordene Wort Gottes. Darum wird der Verkündigung des Wortes in der Heiligen Messe so viel Zeit eingeräumt. Das II. Vatikanische Konzil hatte sehr viel Wert darauf gelegt, den Gläubigen das Wort Gottes auch in der Feier der Hl. Messe intensiver nahe zu bringen. Dieser innere Zusammenhang zwischen der Verkündigung und der Eucharistie soll auch personal deutlich werden, indem der Zelebrant auch predigt. Natürlich können Gastpriester oder Diakone in Chorkleidung an der Messe teilnehmen und predigen. Das ist in der Tat ein logischer Bruch, der allerdings die Ausnahme darstellt und nicht die Regel. Es spräche nichts dagegen, eine solche Praxis einfach abzuschaffen.

Bis zur Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil gehörte die Predigt gar nicht in die Hl. Messe. Wer genau hinschaut, stellt fest, dass die Antwort der Gemeinde auf die Verkündigung der Schriften des Alten und Neuen Testaments und des Evangeliums das Credo ist. Als Echo auf das authentische Wort Gottes versichert die Gemeinde sich selbst des geoffenbarten Glaubens.

Die Predigt wurde vor der Reform der Liturgie nach der Hl. Messe gehalten. Der Priester ging in Chorkleidung auf die Kanzel und predigte. Natürlich predigte der Priester dann nur vor all jenen, die noch nicht sofort zum Frühschoppen mussten. Es war ein Anliegen der liturgischen Bewegung in den 30er und folgenden Jahren des letzten Jahrhunderts, die Predigt als Homilie in die Messe zu integrieren um das biblische Wissen der Gläubigen, um welches es zugegebenermaßen grausig stand, zu verbessern.

Die Qualität der Predigten, das weiß jeder regelmäßige Messbesucher, geht von Spitzenklasse bis unbeschreiblich grausig. So ist natürlich zu verstehen, dass die theologisch qualifizierte Pasta meint, den leicht senilen Pensionär doch besser von der Kanzel zu stoßen. Anfängerfehler! Der innere Zusammenhang von Eucharistie und Verkündigung muss es den Messbesuchern zumuten, eine schlechte Predigt zu ertragen. Es kommt, auch das gilt es immer wieder zu betonen, auf die Predigt überhaupt nicht an. Im Zweifelsfall hilft auch ein guter Predigtschlaf. Der Versuch, die Predigt von der Eucharistie zu trennen ist definitiv ein vorkonziliares Verkündigungsverständnis.

Es ist, bleibt man ehrlich zu sich selbst, nun wahrlich nicht zu erwarten, dass der Vorstoß des DBK- Vorsitzenden zu einer Qualitätsoffensive in der Homiletik führen wird. Das Gegenteil ist zu erwarten. Der Kardinal nannte nicht umsonst die evangelischen Laienprediger als Beispiel. Ein Seminar von drei bis vier Wochenenden mit ein wenig Bibelschule dazu etwas Rhetorikunterricht und am Ende einen hübsche Urkunde vom Bischof. Fertig ist der Laienprediger. Da braucht es Ohrstöpsel um das auszuhalten.

Schaut man sich den innersten Kern dieses Vorschlages an, dann geht es wieder um den schon erwähnten „epochalen Wandel.“ Der „Synodale Weg“ wird es richten. Es ist der Weg in diese „Kirche des epochalen Wandels“ und diese „Kirche des epochalen Wandels“ wird vermutlich nicht nur Laienpredigt sondern auch Laienzelebration kennen. Nichts, wirklich gar nichts sollte man noch in den Bereich des Unvorstellbaren verweisen. Schon vor sieben Jahren belehrte mich ein Diözesanrat aus einer deutschen Diözese, er zelebriere schon seit zehn Jahren mit einem kleinen Kreis von Gläubigen in seinem heimischen Wohnzimmer. Man sei an der Basis doch schon viel weiter, betonte der Teilnehmer am damaligen Dialogprozess.

Dass die Basis schon viel weiter sei, betonte der auch Erzbischof von München bereits vor wenigen Wochen im Zusammenhang mit Interkommunion. Ein gemeinsames Abendmahl wollte der Erzbischof für den „Ökumenischen Kirchentag“ nicht vorhersagen. Er betonte aber, die Gemeinden vor Ort seien mit der gegenseitigen Einladung zu Eucharistie und Abendmahl schon viel weiter. Dies „viel weiter“, für den Bischof von Trier einen Theologieprofessor abgesägte hatte, lobte der Erzbischof München. Mithin ist wahrlich nicht anzunehmen, dass bei der Laienpredigt, wo die Basis ja auch schon viel weiter ist, das Ende der Fahnenstange sein sollte.

Was bleibt eigentlich für Katholiken, die der Kirche in Glauben und Praxis treu bleiben wollen? Es hilft nur, sich eine Nische zu suchen, in der man die Krise überwintern kann. Wer Angesichts der jüngsten Ankündigungen aus bischöflichen und kardinalen Quellen noch an der bevorstehenden offenen Spaltung zweifelt, muss einen starken Glauben haben. Diese Spaltung ist nicht anzustreben. Sie ist um jeden Preis als eine Einheit in der Wahrheit zu erhalten. Dies muss allerdings nach derzeitigem Stand der Dinge gegen einen Mainstream im deutschen Episkopat erstritten werden. Darum braucht es die gute geistliche Begleitung und die katholische Nische. Doch gerade in der Nische hüte man sich vor Sektiererei. Die Gefahr ist enorm.

Um der Einheit in der Wahrheit willen gilt es unbedingt, den populistischen Protestantisierereien von Bischöfen und Laienfunktionären mutig entgegen zu treten. Nicht mit uns! Muss die Botschaft lauten.