Der synodale Weg muss enden, bevor er begonnen hat
Nicht wenige Bischöfe, Kardinäle und gläubige Laien stehen dem synodalen Weg kritisch gegenüber. Es wirkt wie eine unfreundliche Übernahme der Kirche durch Kirchenkritiker. Kirchenfeindliche Kampfbegriffe wie Klerikalismus, klerikale Männerbünde und ähnliches tauchen plötzlich in offiziellen oder offiziösen kirchlichen Dokumenten auf. Die Agenda des Feminismus oder der LGBT- Lobby sind plötzlich völlig unkritisch in die Agenda katholischer Bischöfe eingezogen. Der Glaube wird in seinen „störenden“ Aspekten über den Eindruck hier sei ein „locus theologicus“ dekonstruiert. Als könne allen Ernstes die Lebenswirklichkeit einer im wesentlichen kirchenferne Minderheit, die zudem oft genug in irregulären Umständen lebt, zu einer Quelle der Offenbarung werden.
Die Forderungskataloge sind zum Teil Jahrzehnte alt. Man kennt sie aus den Zeiten vor, während und nach dem letzten Konzil. Dort gelang es nicht, sie in die Kirche einzuschleusen. Eine Versammlung ohne jeglichen Rechtsstatus in der Kirche soll es nun bringen. Priestertum der Frau, Anpassung der Sexualmoral an den Zeitgeschmack, mit der Ehe für Priester auch gleich die Ehe für alle und so manches mehr soll die Kirche retten. Gerade was zu Ehe und Lebensform der Priester gefordert wird, bedeutet die Dekonstruktion des sakramentalen auf Dauer angelegten Bundes zwischen Mann und Frau, die als Familie Keimzelle der Gesellschaft werden. Ebenso wird am sakramentalen Amtsverständnis gesägt. Mit der ebenfalls geforderten Kommunion für alle findet dann auch gleich ein Umbau des gesamten Eucharistieverständnisses und die faktische Abschaffung des sakramentalen Amtes statt. Man mache sich keine Illusionen, der synodale Weg ist allen kardinalen Beteuerungen zum Trotz nichts weniger als der Weg der Protestantisierung der Kirche. Machbar ist das. Häretiker und Schismatiker vergangener Jahrhunderte haben oft genug gezeigt, wie das geht.
Allein, die ewigen Wahrheiten der Kirche ficht das dem Grunde nach nicht an. Es entstand dann in der Vergangenheit jeweils eine neue christliche Denomination. Harmlos war das nie. Gesellschaftliche Verwerfungen bis hin zu grausamen Kriegen waren oft genug die Folge. Friedlich und harmonisch verlief so eine Spaltung in der Vergangenheit nicht und wird es auch in der Zukunft nicht. Auch die Kirche in ihrer konkreten Gestalt nimmt Schaden von einer Spaltung. Verwirrung der Gläubigen, Streit um Kirchengebäude und -finanzen, Streit um Bischofssitze und – vermögen, Unklarheit über wahre und falsche Jurisdiktion und vieles anderes sind die spürbaren Folgen der Spaltung. Der synodale Weg wird uns genau dort hinführen, wenn wir nicht sehr schnell gegensteuern.
Spaltung droht
Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche wird auch den synodalen Weg überleben. Daran besteht kein Zweifel. Ob und in welcher Dramatik, zudem mit welchen persönlichen Folgen für Katholiken dies in Zukunft sein wird, ist ungewiss aber zu erahnen. Bis heute kann in Großbritannien kein Katholik Premierminister werden. Katholiken in öffentlichen Ämtern sind zumindest ein Problem. Man muss schon sehr naiv sein, anzunehmen am Ende einer deutschen Abspaltung von der Kirche sei dies in unserem Land anders. Ja, mehr noch, der preußische Kulturkampf war ein Spaziergang gegen die zu erwartende Diskriminierung von Katholiken in der Heimat der „deutschen Kirche“. Wer das nicht glaubt, der schaue sich einmal die Teilnehmerliste der Foren des synodalen Weges an und höre auf die Stimmen derer, die dort den Ton angeben.
Nicht von ungefähr wurde aus Rom kritisiert, dass das „ZdK“ der einzige Partner der Deutschen Bischofskonferenz ist. Führende Vertreter des „ZdK“ zeichnen sich vor allem dadurch aus, immer wieder mal gegen die überlieferte Lehre der Kirche zu reden und zuweilen sogar festgeschriebenes Glaubensgut der Kirche zu bestreiten. Aus dem „ZdK“ kommen unter anderem regelmäßig Forderungen nach Priesterweihe für Frauen. Auch wenn noch so oft betont wird, dass es eine Menge theologische Argumente für die Weihe von Frauen gebe, solche wären im Fall der Fälle einzige ausschlaggebend, so steht seit Ordinatio sacerdotalis fest, dass es keine Frauen als Priester in der Kirche geben wird. Neben der enormen Energieverschwendung, die den Prozess des synodalen Weges enorm erschwert, sind die Enttäuschungen und Frustrationen vorhersehbar. Am Ende des Weges wird, sollte sich das Schisma wider erwarten verhindern lassen, eine Welle der Empörung und Abwendung von der Kirche stehen.
Das Procedere des synodalen Weges ist in sich oberfaul. Nicht die Vertiefung des Verstehens der Offenbarung und das erneute Einfinden in die Tradition der Lehre durch Relecture der kirchlichen Lehrtexte sowohl der jüngsten Konzile als auch der nachkonziliaren Lehrentwicklung seit 1965 soll erfolgen, sondern deren Veränderung durch Definition neuer Glaubens- und Sittenlehren.
Offizielle Kritik
Sehr zu Recht wurde von mehreren Kardinälen der synodale Weg massiv kritisiert. Kardinal Burke forderte den sofortigen Stopp. Nichts weniger als die Katholizität stehe auf dem Spiel. Natürlich würde eine abgespaltene christliche Denomination in Deutschland das Attribut „allumfassend“ (= katholisch) nicht mehr erfüllen. Der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller führte mit einem langen Essay auf kath.net (http://kath.net/news/69262) den synodalen Weg aus dem Blickwinkel des Historikers auf alte nationalkirchliche Bestrebungen in Deutschland zurück. Kardinal Cordes kritisiert in einem Vorabdruck aus seinem neuen Buch („Zum Pädophilie-Skandal. Der Alarmruf Papst Benedikts XVI.“, erscheint 11.2019 im Media Maria Verlag) in „Die neue Ordnung“ 5/2019, die Leitgedanken des synodalen Weges kreisten um das notorische Repertoire der Kirchenkritiker. Das ist im Grunde nur die Spitze der Kritik.
Neben einem Rechtsgutachten des Rats für die Auslegung der Gesetzestexte gab es noch fundamentale Kritik vom Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Ouellet. Das alles ist im Kontext des Briefes von Papst Franziskus an die Deutschen Katholiken zu lesen. Dieser war unscharf in den Formulierungen, ließ jedoch keinen Zweifel offen, dass der Papst den Schwerpunkt auf Neuevangelisierung gesetzt haben wollte. Davon ist aller bischöflichen Beteuerungen zum Trotz nur Propagandagetöse sichtbar. Es gibt kein weiteres Forum, welches sich mit diesem Thema beschäftigt. Die Beteuerungen, Neuevangelisierung sei das Leitthema aller Foren wirkt arg konstruiert.
Auch der Darstellung, in den Foren bzw. auf dem synodalen Weg sei die ganze katholische Landschaft in Deutschland vertreten, wirkt angesichts der Dominanz des „ZdK“ bei Auswahl der teilnehmenden Laien geradezu lächerlich. Alibiteilnehmer werden ohne Rücksicht auf Verluste marginalisiert und überstimmt. Prof. Marianne Schlosser hatte das bei ihrem Ausstieg aus dem Forum deutlich gemacht. Konservative Katholiken finden sich faktisch in den Foren gar nicht. Der Osten des Landes ist massiv unterrepräsentiert. Die Laien in den Foren sind fast ausnahmslos an Universitäten tätige Theologen, hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche oder Verbandsfunktionäre. Es bleibt abzuwarten, wie das Plenum aussehen wird. Es wäre spannend, ob ein Teilnehmer der Petrusbruderschaft dabei sein wird, ob Opus Dei oder Regnum Christi vertreten sind.
Wie wir inzwischen wissen, haben 12 Mitglieder der DBK gegen den synodalen Weg gestimmt, gehen aber trotzdem – zumindest vorläufig mit. Bischof Vodeholzer von Regensburg hat sich den Ausstieg ausdrücklich vorbehalten. Als gläubige Laien sollten wir mit unserem Protest nicht zurückhalten und auch nicht scheuen, dem eigenen Bischof die Vorbehalte mündlich oder schriftlich mitzuteilen.
Sofortigen Stopp laut fordern
Allen Forderungen, diesen synodalen Weg sofort zu stoppen, kann nur mit Nachdruck zugestimmt werden. Diesen Postulaten sollten wir in jeder erdenklichen Form durch Briefe, Artikel, Gespräche, Leserbriefe und was einem sonst noch einfällt Nachdruck verliehen werden. Bitte nicht enttäuscht sein, wenn es nicht fruchtet. Es geht vor allem darum, wie es Bischof Vodeholzer in seiner persönlichen Erklärung am 25.9.2019 schrieb:
„Ich möchte, dass zu Protokoll gegeben wird, dass es zumindest eine Minderheit von Bischöfen gibt [und aus der Perspektive der Geschichte, die einmal darauf schauen wird, dass es wenigstens eine Minderheit „gab“], die von der Sorge erfüllt ist, dass die wahren Probleme nicht angegangen werden und durch das Wecken von bestimmten Erwartungen und Hoffnungen nur noch mehr Frustration erzeugt wird.“
Bischof Rudolf Vodeholzer
So wünsche ich mir, dass wir, die gläubigen Laien, zu Protokoll geben und – mit den Worten des Bischofs – aus der Perspektive der Geschichte, die einmal darauf schauen wird, dass es wenigstens eine (hörbare?) Minderheit gab, die die Bedenken zahlreicher Bischöfe und Kardinäle teilte. Es ist unsere Pflicht, Bischof Vodeholzer und Kardinal Woelki sowie die zehn weiteren, namentlich nicht bekannten, Bischöfe in der Luft hängen zu lassen. Geben wir Laut. Schreien und Schreiben wir!
Wie hörbar eben jene Protokollnotiz wird, das hängt nur von uns ab.