Walter Kardinal Kasper
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Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper macht immer wieder mal durch kuriose Äußerungen von sich reden. Jetzt scheint er einem römischen Straßenhändler eine Kristallkugel abgekauft zu haben. Anders sind seine jüngsten Äußerungen zur Zukunft des Petrusamtes kaum zu verstehen.

Es scheine, dass der Papst mit den Ernennungen der Kardinäle seine Nachfolge sichern wolle, wird Kasper in einer Agenturmeldung zitiert. Das ist nichts Besonderes, da es die Kardinäle sind, die den nächsten Papst wählen müssen. Ein Aussterben des Kardinalskollegiums wäre fatal. Dann aber wird es skurril.

Er glaube nicht daran, dass der nächste Papst eine konträre Linie zu Franziskus verfolgen werde. Dieser würde nicht akzeptiert werden, so Kasper in der Agenturmeldung. Er glaube, dass man im nächsten Konklave nicht einen Papst wählen könne, der ein ‚Gegenspieler’ sei. Damit ist wohl ein Gegenspieler von Papst Franziskus gemeint. Wie ein Papst zu seinem Vorgänger ein Gegenspieler sein soll, lässt der Kardinal offen. In Rom betont man doch immer die Kontinuität der Päpste. Das Eingeständnis ein Papst stehe konträr zu seinem Vorgänger wäre etwas ganz neues.

Die Menschen, so der Prophetenkardinal, würden einen solchen nicht akzeptieren und ergänzt, dass es ein „Zurück“ für den nächsten Papst nicht gebe, weil die Menschen „einen normalen, humanen Papst und keinen imperialen Papst wie in der Vergangenheit wollen“, so der Kardinal wörtlich. Das setzt voraus, wir hätten in der Vergangenheit, diese beginnt bei Papst Benedikt XVI. und seinem heiligen Vorgänger Papst Johannes Paul II., imperiale Päpste gehabt. Der Begriff „imperial“ bedeutet in unserem Sprachgebrauch „auf Ausdehnung der politischen Herrschaft angelegt“. Ferner unterstellt Kardinal Kasper den Vorgängern Anomalität und Inhumanität.

Viel beleidigender und diskriminierender geht es kaum noch. Der Kardial der sich im Rahmen der Familiensynode auch schon mal mit rassistisch anmutenden Äußerungen über afrikanische Mitbrüder ausgelassen hatte, fällt offensichtlich immer wieder mal aus der Rolle. Hier aber wird ein knallhartes kirchenpolitisches Programm sichtbar. Papst Franziskus ist in Rom als autoritärer Herrscher bekannt. Er regiert, wenn es ihm passt an der Kurie vorbei. Die Kurienreform dient erkennbar der Schwächung des Apparats auf einen überstarken Papst in der Jurisdiktion und eine überzogene Dezentralisierung in der Lehre hin. Ob ein Nachfolger dies aufrechterhalten wird, darf bezweifelt werden.

Im Hinblick auf die Kardinalsernennung setzt der gegenwärtige Pontifex auf Masse statt Klasse und auf kirchenpolitischen Stallgeruch des Randes der Kirche. Ob das die Nachfolge zementiert, darf bezweifelt werden. Wer Anfang des Jahres 1978 den polnischen Kardinal Karol Wojtyła als Papst vorhergesagt hätte, wäre wohl mindestens ausgelacht worden. Hier hat der Heilige Geist erkennbar eingegriffen. Wer will einen solchen Eingriff nach Franziskus ausschließen?

Neben den impliziten Beleidigungen und Herabwürdigungen der Vorgänger stellt der Kardinal mit seiner Kristallkugelsession auch noch eine Drohbotschaft an die Kardinäle aus, im folgenden Pontifikat keinen Papst zu wählen, der der Welt nicht gefällig wäre. Allein das ist schon reichlich unverschämt, denn der Papst hat die Kirche zu leiten indem er die höchste Lehrautorität und den Jurisdiktionsprimat wahrnimmt. Diese sind wohlausgeglichen zu verwalten. In den letzten Jahrzehnten hatten wir das ungeheure Glück, Päpste zu haben, die diesen Spagat konnten. Derzeit kippt die Waage etwas in Richtung Jurisdiktion, die in diesem Pontifikat erheblich stärker wahrgenommen wird, als der Lehrautorität.

Kardinal Kasper hat sich mit diesen Aussagen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Indem er vergangene Päpste diskreditierte und kommenden Päpsten die Pistole auf die Brust setzte. Den nächsten Papst wählen die Kardinäle unter Führung des Heiligen Geistes. Ob es dann ein Papst wird, den Gott der Kirche schenkt oder einer, den Gott der Kirche zumutet, das werden wir dann sehen. Kristallkugeln sind jedenfalls nutzlose Relikte, von denen man besser die Finger lässt. Das gilt auch für Kardinäle.