Buchvorstellung von Erzbischof Dr. Georg Gänswein in Frankfurt

Erzbischof Georg Gänswein
Einzug zum Pontifikalamt in der Deutschordenskirche in Frankfurt a.M.
Foto: Michael Hesemann

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein deutscher Kurienbischof ein Buch schreibt und dieses in Deutschland vorstellt. Erzbischof Dr. Georg Gänswein ist Präfekt des Päpstlichen Hauses und damit für alle offiziellen Abläufe im Hause des Papstes verantwortlich. Alle nichtliturgischen Zeremonien des Papstes werden von der Präfektur koordiniert. Des weiteren ist der Erzbischof nach wie vor Privatsekretär s. H. Papst em. Benedikt XVI.

In der Kirche ist einfach alles anders. Vor der Buchvorstellung feierte der Erzbischof mit den Gläubigen, die sich für sein Buch interessieren, ein festliches Pontifikalamt. Studenten aus dem Theologenkonvikt St. Georgen übernahmen die liturgische Assistenz und den Choralgesang.

Predigt des Erzbischofs
Foto: Michael Hesemann

Der Erzbischof betonte in seiner Predigt am Fest des Hl. Ignatius von Antiochien, dass in seiner Heimat Antiochien erstmals klar wurde, dass es sich bei der Kirche nicht um eine neue jüdische Sekte handelte, sondern dass Christus mit seiner Auferstehung von den Toten und seiner Ausgießung des Heiligen Geistes über die Gottesmutter und seine Jünger ein Neues begründet hatte, das im Judentum wurzelte, doch nicht mehr unter dem Gesetz des Moses stand.

Weiter führte der Bischof die Umstände des Martyriums des Heiligen aus, der sich in einem Schreiben an die Gemeinde von Rom dagegen verwahrt hatte, dass man etwas gegen seine Hinrichtung unternehme.

Der Wortlaut der Predigt findet sich bei CNA deutsch hier.

Im Anschluss an das festliche Amt ging es im Rittersaal der Deutschordenskommende weiter. Der Hausherr, Rektor P. Jörg Weinbach OT begrüßte das Publikum und gab seiner Freude Ausdruck, dass die Vorstellung in Frankfurt beim Deutschen Orden stattfinde. Verleger Bernhard Müller vom Verlag fe-medien, in dem das Buch erschienen ist, erzählte in einer kurzen Einleitung von der Entstehungsgeschichte des Buches. Der äthiopische Prinz Asfa-Wossen Asserate, der das Vorwort für das Buch geschrieben hatte, gab eine kurze Einleitung in das Buch.

Nun endlich war die Reihe an Erzbischof Gänswein, der als Autor des Buches zunächst einmal ein paar Details zur Entstehung des Buches aus Autorensicht ergänzte. Er bedankte sich sowohl beim Verleger für die Zusammenarbeit, als auch beim Prinz Asfa-Wossen Asserate für das Vorwort und die einleitenden Worte zur Buchvorstellung.

Buchlesung
Foto: Michael Hesemann

Das Buch besteht aus einer Sammlung von 18 Vorträgen, Reden und Predigten des Autors. Als Appetithäppchen bekamen die Zuhörer eine Predigt, gehalten anlässlich einer Priesterweihe in Heiligenkreuz im Wienerwald aus dem April 2019.

Die Einleitung zur Predigt macht eine Geschichte von einer Begegnung zwischen einem Kriegsschiff und einem Leuchtturm. Hier findet sich eine Langfassung:

Dies ist die Abschrift eines Funkgesprächs, das tatsächlich im Oktober 1995 zwischen einem US-Marinefahrzeug und kanadischen Behörden vor der Küste Neufundlands stattgefunden hat. Es wurde am 10.10.1995 vom Chief of Naval Operations veröffentlicht.
Amerikaner:
Bitte ändern Sie Ihren Kurs 15 Grad nach Norden, um eine Kollision zu vermeiden.
Kanadier:
Ich empfehle, Sie ändern IHREN Kurs 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden.
Amerikaner:
Dies ist der Kapitän eines Schiffs der US-Marine. Ich sage noch einmal:
Ändern Sie Ihren Kurs.
Kanadier:
Nein. Ich sage noch einmal: Sie ändern Ihren Kurs.
Amerikaner:
DIES IST DER FLUGZEUGTRÄGER USS LINCOLN, DAS ZWEITGRÖSSTE SCHIFF IN DER ATLANTIK-FLOTTE DER VEREINIGTEN STAATEN. WIR WERDEN VON DREI ZERSTÖRERN, DREI KREUZERN UND MEHREREN HILFSSCHIFFEN BEGLEITET. ICH VERLANGE, DASS SIE IHREN KURS 15 GRAD NACH NORDEN, DAS IST EINS FÜNF GRAD NACH NORDEN, ÄNDERN, ODER ES WERDEN GEGENMASSNAHMEN ERGRIFFEN, UM DIE SICHERHEIT DIESES SCHIFFES ZU GEWÄHRLEISTEN.
Kanadier:
Dies ist ein Leuchtturm. Sie sind dran. «

Quelle: https://frei-tag.de/main.php?main_uri=humor.php

In seinem Buch, mithin in der Predigt, verwendete Erzbischof Gänswein eine etwas kürzere Fassung. Es geht im Kern darum, dass die Menschen ihren Kurs nicht ändern, weil jemand besonders toll ist oder besonders viel Autorität hat, sondern weil er in Kontakt mit der Wahrheit gekommen ist.

Nach einem kräftigen Applaus stellte sich der Erzbischof noch den Fragen der anwesenden Journalisten. Die Frage nach dem Titel beantworteten der Autor und der Verleger gemeinsam. Wie so oft sei der Titel vom Verleger festgelegt worden. Bernhard Müller verwies darauf, dass der Erzbischof den Satz vom Nine-eleven der Kirche selber verwandt hatte. Bei einer Buchvorstellung in Rom, auf der Rod Dreher die italienische Übersetzung der Benedikt Option vorstellte, sprach der Erzbischof davon, der Missbrauchsskandal sei das Nine-eleven der Kirche.

Auch zum synodalen Weg von DBK und „ZdK“ nahm der Kurienerzbischof Stellung. Es gehe erkennbar nicht um Erneuerung und Vertiefung des Glaubens. Und solange eben nicht die Glaubensvertiefung das Ziel sei, werde nicht nur die Situation schlimmer, sondern auch die Enttäuschung größer. Gläubige nicht darauf warten, bis ein Amt von oben mit einer Initiative käme, sondern selbst kleine Zellen bilden. Er merkte kritisch an: „Wenn die Glaubenskraft der Katholischen Kirche in Deutschland so groß wäre wie ihre Finanzkraft, wäre alles in Ordnung.“

Mit großer Geduld signierte der Erzbischof am Ende noch eine unglaublich große Zahl seiner Bücher.

Georg Gänswein
Vom 9/11 unseres Glaubens

fe-medien Verlag – Kisslegg 2019

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Eine Rezension des Buches erfolgt in wenige Tagen hier im Blog.

Für die Fotos herzlichen Dank an Michael Hesemann.