Freundschaft ist heilige – L’amitié est sacrée
So lautet das diesjährige Motto des Liborifestes in Paderborn.
Das Motto wurde unter anderem gewählt, um an die 50-jährige Städtepartnerschaft zwischen Le Mans und Paderborn zu erinnern. Viel älter ist der Liebesbund ewiger Bruderschaft zwischen den Bistümern Le Mans und Paderborn. Im Jahr 836 trafen sich Bischof Badurad aus Paderborn und Bischof Alderich von Le Mans auf der Synode von Aachen. Sie vereinbarten dort, daß die Reliquien des Hl. Liborius, des zweiten Bischofs von Le Mans, nach Paderborn transferiert werden sollen. Damit begann eine Freundschaft, die nunmehr fast 1200 Jahre alt ist und in beiden Diözesen von Generation zu Generation als Auftrag vererbt wird. Es ist ein geistlicher Auftrag, der weit über das Weltliche hinaus geht. Und gerade deshalb wirkt die geistliche Freundschaft der Christen von Le Mans und Paderborn auch in diese Welt hinein. So ist die politische Freundschaft der Städte Paderborn und Le Mans nur eine logische Folge aus der geistlichen Freundschaft der Christen in den Diözesen.
Das äußere Zeichen dieser Freundschaft sind gegenseitige Besuche zum Fest des Hl. Julian im Januar und zu Libori im Juli. Es ist Tradition, daß auch die Bischöfe sich zu diesen Anlässen besuchen. So ist in diesen Tagen auch der Nachfolger des Hl. Liborius, Bischof Yves Le Saux, wieder in Paderborn. Es ist eine gute Tradition, am Montag um 9:00 Uhr das Pontifikalamt mit den französischen Gästen zu feiern. Diesmal war eine Gruppe junger Pilger die 1000km mit dem Fahrrad von Le Mans nach Paderborn angereist. Begleitet wurden sie von eine Statue des Hl. Liborius, die bei der heutigen Meßfeier im Dom stand.
Das Pontifikalamt wurde von Bischof LeSaux in Konzelebration mit Erzbischof Hans Josef Becker und vielen Bischöfen und Priestern gefeiert. Wie es gute Tradition ist, hielt Mgr. Yves Le Saux die Predigt in Französisch. Eine Übersetzung wurde ausgeteilt. Ausgehend von der Tradition des Liebesbundes ewiger Bruderschaft zwischen Le Mans und Paderborn legte der Bischof dar, daß Freundschaft einen tiefen biblischen Grund hat.
Das Evangelium berichte davon, so der Bischof, dass Jesus selbst Freunde gehabt habe. Er erwähnte die Freundschaft mit Martha, Maria und Lazarus.
Das Johannesevangelium sagt: ,,Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus.“ (Joh 11,5) Eine menschliche Freundschaft mit Zuneigung, Freude, Tränen in traurigen Momenten. Die Freundschaft Jesu offenbart etwas von der Freundschaft Gottes zu uns.
Freundschaft sei der Weg auf dem sich Gott zeige, führte der Bischof weiter aus. Auch Jesus selbst habe den Apostel gesagt, er nenne sie nicht mehr Knechte, sondern Freunde (Vgl. Joh 15,13-15). Auch wir seien dazu eingeladen, Freundschaft mit Christus zu haben. Diese Freundschaft sei eine ewige Freundschaft, nämlich die Teilnahme am Geheimnis der Kirche. Und diese Freundschaft lasse uns eintreten in das, was wir Gemeinschaft der Heiligen nennen.
Beeindruckt zeigte sich Mgr. Le Saux von den Freundschaften der Heiligen. Er nannte als Beispiel den Kreis um Igantius von Loyola. Aber auch diese:
Im Frankreich des 17. Jahrhunderts kannten sich: der heilige Franz von Sales, der heilige Vinzenz von Paul, die heilige Luise von :Marillac, die heilige Johanna Franziska von Chantal der heilige Johannes Eudes … Ich kann sie nicht alle aufzählen. Diese Tatsache gilt auch für andere Zeiten der Geschichte. […]
Der heilige Vinzenz von Paul sagte über seinen Freund, den heiligen Franz von Sales: „Wie gut muss Gott sein, wenn schon der Herr von Sales so gut ist.“
Mögen die Personen, mit denen wir in Kontakt kommen, auch sagen können: ,, Wie gut muss Gott sein, wenn schon mein Freund so gut ist. „
Der Bischof schloß seine Predigt, indem er den Gläubigen im Dom noch einmal das Motto des Liborifestes ans Herz legte: Freundschaft ist heilig!
Das Motto bleibt ein geistlicher Auftrag. Sowohl für die Städte als auch für die Diözesen Le Mans und Paderborn soll die Freundschaft Bestand haben. Es sind die Menschen, denen diese Freundschaft anvertraut ist. Bei allem Tun und gutem Willen muß sie eben auch immer eine Freundschaft in Christus sein. Wie diese Freundschaft in die Welt ausstrahlt zeigt sich an der langen Liste der Bischöfe, die aus aller Welt Jahr für Jahr nach Paderborn kommen.
Das Liborifest geht weiter mit seinem geistlichen Programm, sowie seinem weltlichen Fest mit Kirmes, Kulinarischem und Kultur. Es folgen tägliche Pontifikalämter mit den Bischöfen, die zum Fest zu Gast in Paderborn sind. Am morgigen Dienstag findet das Liboritriduum am Nachmittag mit der Beisetzung der Reliquien seinen Abschluß. Das Fest geht noch bis zum kommenden Sonntag. Am Samstag findet ein Nightfever im Dom statt. Es beginnt mit einem Pontifikalamt um 18 Uhr. Daran schließt sich die nächtliche Anbetung und die Komplet an.
Es gibt mit den Gebetszeiten, der Beichtgelegenheit und den vielen, vielen Heiligen Messen reichlich Gelegenheit die Freundschaft mit Christus zu erneuern. An den Ständen, Buden, Karussells und Bühnen findet sich reichlich Gelegenheit mit seinen irdischen Freunden etwas zu unternehmen. Weihrauch und Bratwurstduft gehen die jährliche Symbiose ein, denn in Paderborn ist auch diese (Duft-)Freundschaft ist heilig.
Ein paar Impressionen von den vergangenen Tagen:
Wer von Ferne an Libori teilhaben möchte, kann die Übertragungen auf domradio.de verfolgen.
Folgende Videos sind bereits in der Mediathek von domradio.de verfügbar: