Oder: So blöd sind die Blogger gar nicht
Im Normalfall ist das Domradio in Köln eine verlässliche Quelle. Das sei einmal vorweg geschickt. Ein zweiter Aspekt noch als Disclaimer sei an dieser Stelle hinzugefügt: Der Ausdruck „Lügenpresse“ ist mir mindestens so verhaßt, wie in der Presse verbreitete Lügen. Eine Ente ist dann nicht etwa ein possierlicher Wasservogel, es ist ein Falschbericht, eine Sage, eine Erfindung, ein Gerücht oder eine böswillige Unterstellung. Eine solche kann erheblichen Schaden anrichten und den Ruf eines Menschen erheblich beschädigen.
Dies ist passiert, indem einem spanischen Erzbischof ein Zitat unterstellt wurde, das er so nie getätigt hat. Steht so in der Zeitung, im Internet oder auf facebook, dann wird das auch so sein. Und überhaupt, diesen Kirchenfürsten ist ja alles zuzutrauen. Einerseits! Andererseits ist dann wieder ganz fix das böse Wort „Lügenpresse“ im Raum. Ein ganz übles Wort, weil es keinen real existierenden Sachverhalt beschreibt. Nicht „die Presse“ lügt, es sind einzelne ganz konkrete Menschen, die es mit der Wahrheit und /oder der journalistischen Sorgfalt nicht so ganz ernst nehmen. Das ist ein Übel, das allerdings nicht mehr und nicht weniger ist als ein Spiegelbild einer Gesellschaft, in der Tugenden (und dann eben auch die Wahrhaftigkeit) langsam aber sicher abgeworfen werden und vergammeln, verderben verrotten. So fasse sich denn jeder, er „Lügenpresse“ brüllt an seine eigene Nase und frage sich nach seinem Verhältnis zu den Tugenden. Wir haben im christlichen Abendland die Kardinaltugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Glaube, Hoffnung und Liebe. Wie halten wir es damit?
Fakt ist, das ist nicht zu bestreiten, hier wurde auf Basis eines falschen Zitats, dessen Erfinder irgendwo im Dunkel bleibt, ein katholischer Erzbischof verleumdet. Nun kann nicht jeder eine spanische Predigt übersetzen, ja es nicht einmal gesagt, daß man den Text überhaupt findet. Darum braucht es Medien, die nach der Wahrheit suchen, dabei jede nur denkbare Sorgfalt walten lassen und erst dann berichten, wenn heikle Fakten verifiziert sind. Für eine große Nachrichtenagentur sollte eine europäische Sprache kein unüberwindliches Hindernis darstellen. Vor allem dann, wenn es um einen katholischen Bischof geht, sollte eine katholische Nachrichtenagentur noch einmal doppelt hinsehen, bevor man ein Skandalon aufbaut. Dabei geht es nicht darum, um jeden Preis zu verteidigen, wenn etwas aus dem eignen Laden kommt. Es geht um die Wahrheit. Dazu hat man in der katholischen Nachrichtenagentur gut bezahlte Redakteure, die diese Arbeit leisten könnten. Stattdessen, so hat man den Eindruck, werden Meldungen mit der heißen Nadel am Newsdesk zusammen gestrickt. Hauptsache Ausstoß, Hauptsache Umsatz. Wen stören ein paar Enten im großen Medienteich?
Es gibt sie, die sich daran stören. Viele sind hilflos und resignieren. Andere tun das nicht und nehmen den Streit auf. So brauchte es nicht mehr und nicht weniger als ein Erschrecken zweier Bloggerinnen, die sich ge- und betroffen fühlten. Beide haben sich um Übersetzung der Originalpredigt des Erzbischofs von Toledo bemüht. Beide haben unabhängig voneinander ihre Artikel dazu veröffentlicht. Daher an dieser Stelle ein großer Dank an Heike und Anna für ihre Arbeit, die sie ehrenamtlich für die Kirche getan haben. Es sollte ein Menetekel an der Wand des katholischen Medienhauses in Bonn sein, wenn zwei Bloggerinnen den Profis der kna zeigen müssen, wo journalistisch der Hammer hängt. Da soll es in unserem Land doch immer noch Leute geben, die glauben, Verbloggung führe zur Verblödung. Lassen wir sie in dem Glauben. Wer „das alles an sich heran läßt“, wer sich interessiert und informiert, kann es längst besser wissen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Es gibt nichts intelligenteres als Netze. Blogger bilden Netze, tauschen Informationen, finden Zugänge zu Informationen und Kolleginnen oder Kollegen, die fremde Sprachen beherrschen. Und am Ende bringen sie die Wahrheit ans Licht.
So blöd ist das alles gar nicht …