Bischof Peter Kohlgraf
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Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz machte in den vergangenen Tagen mehrfach von sich reden. Da war zum einen ein Vorschlag auf der jüngsten Versammlung des Ständigen Rates des DBK in Würzburg, eine bundesweite Synode zur sogenannten Mißbrauchskrise einzuberufen. Nach wie vor wird nicht eingestanden, daß es sich vor allem um von Bischöfen und Ordinariaten geduldeten und vertuschten Päderasmus handelt. Was eine Synode mit, wie zu hören ist, Bischöfen, Priestern. Laien, Theologen und sogar Kirchenkritikern bringen soll, bleibt ein Rätsel.

Es folgte ein großes Interview in Christ und Welt, einer Beilage der ZEIT, welches inzwischen online verfügbar ist. Darin äußert sich der Bischof unter anderem zu seinem Vorgänger und dessen Praxis im Umgang mit Missbrauch / Päderasmus. Dem verstorbenen Kardinal warf Bischof Kohlgraf lediglich vor, im Jahr 2002 sie Situation in Deutschland angesichts der schon in den USA tobenden Krise des Päderasmus in der Kirche. Für Deutschland hatte der Kard. Lehmann so etwas ausgeschlossen. Persönlich, so der Bischof habe er seinem Vorgänger keine Vertuschung vorzuwerfen. Es gebe keinerlei Hinweise darauf.

Der Bischof von Mainz macht sich allerdings mit anderen Bischöfen zum Vorreiter der Reform der Kirche hin zu „einer anderen Kirche“. Bestandteile davon sind vor allem die Morallehre der Kirche. Es wird in Kreisen zahlreicher Bischöfe und Theologen, zu denen auch Kohlgraf gehört, die These vertreten, dass sich die Kirche insgesamt ändern müsse.

“ Wir müssen unser gesamtes Selbstverständnis hinterfragen“, so Kohlgraf im o.g. Interview wörtlich, „und uns von dem Anspruch verabschieden, eine wissende und manchmal besserwissende Kirche zu sein.“


Quelle: https://www.zeit.de/2019/07/missbrauchsskandal-katholische-kirche-lehre-bischoefe-gnade-chance/komplettansicht

Das korreliert eindeutig mit dem Anspruch der Kirche, die Wahrheit inne zu haben. In der Tat hat nicht jeder einzelne Priester oder Bischof mit seiner Privatmeinung immer Recht. Die Kirche in ihrer Gesamtheit jedoch hat die Wahrheit. In der Frage der Morallehre ist das dem Grunde nach sehr klar, was die Kirche lehrt und den Gläubigen zu erklären hat. Dabei stellt sich nicht – stellte sich noch nie – die Frage, ob jeder Mensch zu jeder Zeit in jeder Lebensphase dem moralischen Anspruch gerecht werden kann. Dazu gibt es die seelsorgliche Begleitung. Diese dient aber nicht dazu, dem Menschen vorzugaukeln, es sei schon alles in Ordnung so. Ein Widerspruch zur unbedingten liebenden Annahme auch des größten Sünders ist das hingegen nicht.

Ja gerade dem größten Sünder schuldet die Kirche unbedingt die Wahrheit, gelegen oder ungelegen. Und da macht es nachdenklich, wenn ein solcher Gegensatz aufgebaut wird. Hier noch einmal Bischof Kohlgraf wörtlich:

„Es geht um Seelsorge. Bischöfe und Priester sind keine Wächter der reinen Lehre, sondern Begleiter auf dem Weg zu Gott. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen in ihrer Not zu helfen, dass sie einen heilsamen Weg finden können. „

Quelle: https://www.zeit.de/2019/07/missbrauchsskandal-katholische-kirche-lehre-bischoefe-gnade-chance/komplettansicht

Der Bischof nennt dies im Zusammenhang mit Amoris laetitia, jener Schrift, die scheinbar keinem anderen Zweck dient, als die Kommunion für zivil erneut verheiratete geschiedene Katholiken zu ermöglichen, wozu eine einzige, zudem noch hoch umstrittene Fußnote herhalten muss.

Dramatisch wird es in der Tat, wenn der Wächter sein Wächteramt leugnet. Der Bischof ist nämlich im Gegensatz zu dem, was Bischof Kohlgraf hier sagt, als Nachfolger der Apostel in der Tat Wächter über den rechten Glauben in seinem Bistum. Wenn der Wächter das Wächteramt nicht mehr wahrnimmt, sind die verloren, über die er zu wachen hat. Er gibt seine ihm anbefohlenen Gläubigen dem Feind preis. Und das kann man hier sehr wörtlich nehmen.

Es wohnt dem aktuellen Populismus der durch die Päderasmuskrise schwer erschütterten Bischöfe ein ganz eigene Dramatik inne, die den Eindruck erweckt, als wollten die Bischöfe keine Bischöfe mehr sein. Als wollten sie nur noch Chefs einer SinnstifterNGO unter vielen sein. Am Ende ist das die viel schlimmere Krise, denn Sünder auch schwerste Sünder hat es im Klerus schon immer gegeben, wie ein kurzer Blick in die Kirchengeschichte zeigt.