media septimana
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Wäre der Erzbischof von München bayrischer Ministerpräsident, so wäre nach der gestrigen Pressekonferenz klar, der Rücktritt ist nur eine Frage der Zeit. Irgendwer müsste für die Vorfälle die politische Verantwortung übernehmen. Im Falle eines Bischofs ist das nicht möglich. Die Welt versteht das nicht. Es wäre sinnlos, würde einer der Bischöfe, die vielleicht persönlich eine nicht mehr tragbare Schuld auf sich geladen haben, jetzt einfach zurücktreten.

Das Amt des Bischofs ist in der Kirche ein sakramentales Weiheamt. Auch ein von seinem Amt zurückgetretener Bischof ist nach wie vor ein Bischof. Es bleiben alle Weihevollmachten erhalten, selbst dann, wenn das übertragene Amt – Leitung einer Diözese – nicht mehr ausgeübt wird. Nur die Entscheidung des Papstes kann einen Bischof seines Amtes entheben. Auch das sollte man wissen, wenn man mit leichter Hand – implizit oder explizit – Rücktritte fordert. Ein Bischof kann dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Der Papst kann den Bischof dennoch im Amt lassen. Wenn es hart auf hart kommt, bis an sein Lebensende.

So war die Frage von Christiane Florin bei der gestrigen Pressekonferenz zwar sicher populistisch wirksam, da sie an vielen Stellen in der heutigen Berichterstattung auftaucht. Sinnvoll im Sinne der Abhilfe in der Krise war diese Frage nicht. Im Grunde noch schockierender war die Antwort des Vorsitzenden der DBK, der mit einem kaltschnäuzigen „Nein!“ antwortete.
Fiel an der Stelle die Maske? War das ganze Geschwurbel um Scham und Entschuldigung nur aufgesetzt? Man könnte zu dem Ergebnis kommen, denn auch das ist Fakt, keiner der beiden anwesenden Bischöfe hatte eine Idee, wie es weiter gehen soll. Auch da wurde geeiert, was das Zeug hielt. Kann man als katholische Eltern sein Kind in ein katholisches Internat geben? Im Jahr 2011 haben wir uns für „Nein!“ entschieden. Und auch heute würde ich zu diesem „Nein!“ stehen.

Eine nüchterne Risikoabwägung zeigt, dass es zwar sehr viel Präventionsgekasper gegeben hat, Wirkung hatte das nicht. Meßdienerleiter müssen einen Präventionskurs machen, ganz gleich ob Männlein oder Weiblein. Jugendliche in der Kirche, die in der Vergangenheit eher die Opfer als die Täter waren, stehen unter Generalverdacht. Die Ergebnisse zeigen auch nach 2010 keine signifikante Abnahme der Mißbrauchsfälle. Es ist gruselig.

Deutschland steht nicht allein. Noch ist von mir jedenfalls die Studie erst zu 1/6 gelesen. Mir ist schon schlecht. Pennsylvania steht inzwischen als Synonym für Missbrauch in der Kirche. Ein grausiger Bericht. Und täglich kommen Nachrichten dazu, die eine Spur von Missbrauch und Vertuschung bis in höchste kirchliche Kreise zeichnen. Der Papst selber wird beschuldigt die Verfolgung von Tätern und Vertuschern persönlich gestoppt zu haben. Ein Verdacht drängt sich auf, der nicht ausgesprochen werden will. Doch die Frage wird zu stellen sein, wie weit die persönliche Verstrickung geht. Endet sie bei Protektion?

Weder beim Papst noch bei einem Bischof ist Rücktritt so einfach mal eine Lösung. Wenn aber das, was gestern in Fulda veröffentlicht wurde, wirklich ein Wendepunkt in der Entwicklung sein soll, dann müssen heute von den Bischöfen andere, sehr konkrete Vorschläge erarbeitet werden. Wenn es eine wirkliche Aufarbeitung geben soll, dann darf es bei dieser – nach Ansicht von Fachleuten – mit reichlich wissenschaftlichen Mängeln behafteten Studie nicht bleiben. Was gestern vorgestellt wurde war, nimmt man übles an, nur ein weiterer Akt von Vertuschung und Manipulation. Es liegt in der Hand jedes einzelnen Bischofs, in seiner Diözese wirklich aufzuarbeiten, aber dann auch bitte aufzuräumen. Der persönliche Grad der Hoffnung, daß solches wirklich geschieht, liegt bei mir etwa bei null. Man wird auf die Studie zeigen und sich in Sicherheit wiegen. Eine falsche Sicherheit!

Wenn also Rücktritt nichts bringt, was dann bitte schön? Die kirchliche Lösung lautet Umkehr und Buße. Wie diese aussehen soll, mag sich bitte jeder selber überlegen. Erkennbar sollte sie sein. Doch erkennbar sollte auch sein, wie groß der Grad an Ernsthaftigkeit ist. Umkehr und Buße funktionieren nicht mit Pressekonferenz und PR- Getöse. Irgendwann steht auch ein Bischof seinem Schöpfer gegenüber und wird im Rahmen der ihm übertragenen Verantwortung Rechenschaft ablegen müssen.

Saint Athanasius is credited with saying, „The floor of Hell is paved with the skulls of bishops.“ Wenn auch dieses Zitat vielleicht nicht wahr ist, dann ist es wenigstens gut erfunden. Es steckt eine tiefe Wahrheit drin.