Alle paar Jahre fällt der 24. Dezember auf den 4. Sonntag im Advent. Das ist nicht sonderlich ungewöhnlich. Solange ich denken kann, ist das schon neun mal vorgekommen. In keinem dieser Jahre kam jemand auf die Idee, man müsse die Geschäfte öffnen. Im Gegenteil war man froh, daß es einen zusätzlichen freien Tag am Stück gab. Es gab eine Zeit, sie ist noch gar nicht so arg lange her, daß der 24.12. nicht nur ein normaler Arbeitstag war, sondern auch ganz normal bis Mittag gearbeitet wurde. Aus christlicher Sicht ist das kein Problem. Die Kirche gedenkt am 24.12. der Stammeltern Adam und Eva. Der Tag ist der Vigiltag zu Weihnachten und damit selbst kein Feiertag. Die Sonntagspflicht gilt am 25.12., nicht jedoch am 24.
Das Fest der Geburt Christi beginnt mit der Vigil, der Nachtwache, die die Kirche in der Heiligen Nacht feiert. Der Name Christmette erinnert noch daran, daß es primär eine Vigilfeier ist. Die Feier der Christmette ist aber oft genug in Nachmittag des Heiligabend verlegt. Man gibt dafür pastorale Gründe an, denn den Kindern, die eine Woche später um Mitternacht das Feuerwerk schauen können, ist eine Christmette um 22 Uhr nicht zuzumuten. Es ist erlaubt, das seltsam zu finden.
Kommerzhochfest Weihnachten
Nun soll in einem nächsten Schritt der völligen Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes der 4. Sonntag im Advent in diesem Jahr verkaufsoffen sein. Sind wir echt zu blöd für drei Tage einzukaufen? So überschneiden sich frühe Christmette und lange Ladenöffnungszeiten vielleicht so gerade nicht. Der Streßfaktor ist allerdings trotzdem enorm.
Am 27. Dezember frühmorgens muß dann die Weihnachtsdeko schleunigst verschwinden, denn der Jahreswechselstreß steht an. So mutiert „zwischen den Jahren“ von einer einstmals ruhigen, besinnlichen Zeit zu einem Streß zwischen Kommerz, Vollrausch, Familienpflichten und Völlerei. Man ist froh, wenn solche Tage vorbei sind. Doch damit das ganze auch so ein richtiger „Genuß“ wird, soll die Hausfrau bis kurz vorm Kinderkrippenspiel noch einkaufen, der Gatte vielleicht doch noch kurz vor Familienchristmette ein Brillantarmband für die Gattin erwerben. Schwer zu sagen, ob die Menschen in unserem Land schon blöd genug sind, das mitzumachen.
Weihnachten ohne Streß
Lassen wir uns kein X für ein U vortäuschen, alle diejenigen, die dem Weihnachtsfest mehr und mehr Streß überlagern arbeiten am Ende daran, Weihnachten abzuschaffen. Für Kommerz findet sich immer ein Grund. Lassen wir Christen uns davon nicht beeindrucken. Feiern wir den vierten Sonntag im Advent in der großen Freude auf die Geburt Christi, die wir einen Tag später begehen und derer wir in der Heiligen Nacht gedenken. Bemühen wir uns um größtmögliche Vermeidung von Streß, denn dann wird es umso schöner Weihnachten.
Aber nun die Frage, sollen wir gegen die Öffnung der Geschäfte aktiv streiten? Das sei jedem selbst überlassen. Der Sonntag als Ruhetag sollte uns etwas wert sein. Der Sonntag – auch der Sonntag im Advent – ist der Tag an dem wir die Auferstehung feiern. Darum ist als Folge einer gewachsenen christlichen Kultur der Sonntag ein freier Tag. Den freien Tag nicht zu halten, ist ein Aufgeben einer kulturellen Errungenschaft von ungeheurem Wert. Eigentlich sollte das zumindest ein klares Statement gegenüber dem örtlichen Supermarkt wert sein. Oder?