Kein Interesse am Katholikentag. Nun, es ist klar, eine auf der Zeitgeistwelle reitende Kirche verliert ihre Relevanz, Für Christen geht es in die Nische aber keinesfalls in die Bedeutungslosigkeit.  
Neues Schloss in Stuttgart –Foto: Wolfgang Vogt auf Pixabay

Vor einigen Tagen kam das Ergebnis einer INSA – Umfrage im Auftrag der Tagespost, die das erschreckende Ergebnis brachte, dass sich 59 Prozent der Deutschen nicht für den kommenden Katholikentag in Stuttgart interessieren. Den Katho…was?

OK, gewonnen. Vielleicht hätte man um ein noch schärferes Bild zu bekommen, erfragen müssen, ob man das Datum und den Austragungsort des kommenden Katholikentages kennt. Wäre ich nicht beruflich damit befasst, ich wüsste es nicht. An Christi Himmelfahrt beginnt in Stuttgart der 102. Deutsche Katholikentag. Ob es einen 103. Katholikentag im bekannten Ausmaß und Umfang geben wird, bleibt abzuwarten. In den kommenden 2 Jahren kann viel geschehen. Bereits jetzt sind die Christen in Deutschland in der Minderheit. Die Katholiken stellen in Deutschland nicht einmal ein Viertel der Einwohner.

Umbau der Familie

Die Bundesregierung bereitet derzeit den vollständigen Umbau der Sozialstruktur unseres Landes vor. Ehe und Familie sollen von A bis Z neu definiert werden. Ein neues polygames Rechtsinstitut, das ein Zusammenleben in beliebiger (geschlechtlicher) Konstellation als Alternative zur Ehe ist geplant. Elternschaft soll von der biologischen Abstammung vollkommen entkoppelt werden. Die Zweizahl der Eltern soll aufgebrochen werden, es geht hin zu einen geschlechterunabhängigen Polyelternmodell. Kinder sollen per Erklärung ihr Geschlecht nicht nur bestimmen, sondern auch nach Belieben medikamentös / operativ anpassen dürfen. Künftig soll für die vorgeburtliche Kindstötung geworben werden dürfen. Sterbehilfe soll in der einen oder anderen Form erlaubt sein. Der Embryonenschutz steht auf der Abschussliste. Leihmutterschaft soll erlaubt werden. Wir erleben gerade den staatlichen Generalangriff auf wesentliche Kernelemente menschlichen Seins und Werdens, sowie auf das soziale Miteinander.

Die einzige gesellschaftliche Kraft im Land, die dagegen wirkungsvoll die Stimme erheben konnte, war die Kirche. So lange Christen in der Gesellschaft die Mehrheit stellten und auch mehrheitlich bereit waren, für die Umsetzung kirchlicher Positionen in politisches Handeln zu streiten, konnte die Kirche ihre Stimme erheben und zur Geltung bringen. Nicht nur, dass die Kirche in der Minderheitenposition ist, sie ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie für die Gesellschaft – boshaft gesagt für die Menschen – gerade keine Zeit hat. Wer sich das Programm des Katholikentages anschaut, hat den Eindruck, es gäbe keine anderen Probleme in dieser Zeit, als die Kirche bunter, feministischer, genderbewegter und queerer zu gestalten. Die Kirche reitet auf der Zeitgeistwelle und statt der Regierung paroli zu bieten, die die Gesellschaft umbauen will, baut man in der Kirche munter mit.

Es muss anders gehen

Wenn schon innerhalb der Kirche das Naturrecht und die Ökologie des Menschen vollkommen vergessen sind, wo soll man sie dann noch verwirklichen. Tatsächlich geht es nur noch über einen Paradigmenwechsel. Der Kirchenkampf in Deutschland ist verloren. Es gilt einzeln und in kleinen Gruppen das andere Leben zu zeigen. Es gilt zu zeigen: Für Christen ist die Ehe eine auf Lebensdauer angelegte Verbindung von Mann und Frau, die für die natürliche Zeugung von Kindern offen ist. Christen treiben nicht ab. Auf Dauer kann das zu Berufsverboten für Christen in bestimmten Berufen rund um Gynäkologie und Geburtshilfe führen. Es kann auch dazu führen, dass wir dezidiert christliche Kliniken und Geburtshäuser brauchen. Es gilt zu zeigen, dass Christen für Menschenhandel, denn Leihmutterschaft ist nichts anderes das, nicht zur Verfügung stehen. Es gilt zu zeigen, dass Christen das Leben von Kindern von der Zeugung an und das Leben von Greisen bis zu ihrem natürlichen Tod schützen.

Je mehr die als Körperschaft des öffentlichen Rechts verfasste amtliche Kirche den Beweis erbringt, die Welle des Zeitgeistes vorbildlich reiten zu können, umso mehr bedarf es der Christen in der Nische, die das Evangelium leben.