Das geht systematisch schon mal gar nicht, denn wo Gott ist, da ist immer der Mittelpunkt. Als Nichtfußballfan bitte ich um Verständnis, daß ich über das sportliche Konzept von Abseits – die Assoziation liegt nahe – keine weiteren Informationen gebe, die über das nebenstehende Symbolbild hinaus gehen. Ich bin da völlig ahnungslos und nicht bereit auch nur ein weiteres Wort dazu zu sagen.
Und mit dieser Weigerung sind wir dann auch schon gar nicht mehr so Abseits. Wir sind vielmehr in der Mitte der Sache: Im Abseits. Valerie, die mit dem Priester, hat nun einem männlichen Nachfolger. Er heißt Timm Giesbers, ist Journalist in Radio und Fernsehen. Und wie könnte es anders sein, die Leute von der Berufungspastoral um Michael Maas aus Freiburg haben eine Nonne gefunden, die genug Opferbereitschaft hat, sich eine männliche Valerie Timm anzutun. Dabei besteht das Opfer wohl vor allem darin, sich die in einem geistlichen Beruf nicht vorhandene Zeit für eine solche Begleitung dann doch noch abzuringen. Denn irgendwie interessant ist das ja schon.
Sr. Karin von den Missionsärztlichen Schwestern hat sich bereit gefunden, das zu tun. Respekt! Denn zu dem Zeitaufwand, der ansteht, ist es auch kein reines Vergnügen, sich erst einmal mit Fragen auseinander zu setzen, die knapp unterhalb eines religiösen Primarstufenniveaus liegen und vor allem aus gängigen uraltgammeligen Vorurteilskamellen bezüglich der Kirche zusammen gebaut sind. Und dennoch! Das Projekt Valerie und der Priester hatte ein Millionenpublikum. Es war zu Ende, als es interessant wurde. Das ist richtig so, denn der Spannungsbogen kann, wenn er auf Maximum ist nur brechen oder ausleiern. Dazu wäre das zu schade gewesen.
Die wenigsten Leser dieses Blogs werden zur Zielgruppe gehören. Sorry, aber die Frage, warum denn Frauen nicht Priester werden dürfen, haben wir schon hundert mal gehört, sie ist ein für alle mal beantwortet und wir haben nicht genug Langeweile, sie uns immer wieder anzuhören. Jungen Journalisten gebe man Ordinatio sacerdotalis in die Hand und zu lesen. Entweder schlucken sie es oder nicht. Fertig? Oder auch nicht? Warum bitte sollte die Kirche, die eine Göttliche Stiftung ist und dem ewigen Heil der Menschen dient – dabei, wie man im Projekt sehen wird, das weltliche nicht aus den Augen läßt – ungläubigen Menschen gegenüber in einer Rechtfertigungspflicht sein?
Die Antwort ist denkbar einfach und stammt von Jesus selbst:
Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Mt 28,19f.
Es ist wohl göttliche Weisheit, wenn da nicht steht, das habe ausschließlich in Katechese als Frontalunterricht und Vorlesung zu geschehen. Internetprojekte um Menschen zu Jüngern zu machen und sie alles über Jesus zu lehren, sind ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Gebt also jedem gegenüber Rechenschaft und sei er auch ein aus unserer Sicht etwas religiös naiv daher kommender junger Journalist. Gebt die Rechenschaft auch in der konfliktbeladenen Konfrontation. Gebt Antwort auch auf noch so blöde Fragen! Man mache sich das bewußt, da war eine junge Frau, die im Leben niemals einem Priester länger als 30ms begegnet wäre, die nun ein Buch über ein Jahr(!) mit einem Priester schreibt. Das muß man erst mal hinkriegen.
Da trifft nun ein junger Journalist auf eine Frau, die ihr ganzes Leben mit Haut und Haar dieser Kirche verschrieben hat, die doch so unglaublich frauenfeindlich sein soll. Der Priester und die Schwester, das ist in unseren Tagen das Äquivalent zu den 72 Jüngern, die der Herr in die umliegenden Dörfer geschickt hat. Das war auch nicht ohne Risiko und vielleicht hat auch der eine oder andere Apostel oder strebsame Jünger entnervt aufgestöhnt. Die 72 jedenfalls kamen ähnlich begeistert zurück, wie sich Kaplan von Boeselager zum Ende des Projekts vor der Presse über das Jahr mit Frau Schönian geäußert hat. So schlecht kann es also nicht sein.
Hier der Trailer zu dem Projekt:
Und am Ende noch ein O-Ton von Timm Giesbers selber:
Da wären wir schon beim Punkt. Ich bin noch ziemlich ahnungslos. Und das ist Teil meines journalistischen Ansatzes. Vorher nicht schon alles wissen. Wer viel weiß, der hat auch direkt eine Meinung. Und genau das wollte ich nicht haben. Versuche es zumindest. Und habe gleichzeitig schon tausende Meinungen über Kirche, Kloster und Glauben.
Man erkennt ein Problem unserer Zeit. Auf eine Formel gebracht heißt diese: Wenig Ahnung – viel Meinung. Obwohl Herr Giesbers hier Objektivität vorgibt, ist das Bündel an Vorurteilen schon gefällt. Der Irrtum liegt darin, sich ohne jegliche inhaltliche Vorbereitung auf eine Sache einzulassen und zu glauben, das wäre schon Objektivität. Ein Problem, das von unserer Schulbildung so induziert wird. Es ist der Irrglaube, es brauche kein Vorwissen und an vertieftes Wissen auf dem Wege der Selbsterfahrung zu erlangen. Würden wir unsere Mediziner so ausbilden, gäbe es am Ende keine. Wie sollte ein angehender Onkologe erst einmal alle möglichen Krebsarten selbst erleiden, um zu lernen, wie man sie behandelt oder heilt. Es braucht also, dies sei an dem Beispiel verdeutlicht, eine theoretisches Fundament, auf dem erst eine Praxis wirklich aufsetzen kann. Die Ahnungslosigkeit zum Lernprinzip zu erheben ist kein anzustrebendes Ideal, aber es ist die Wirklichkeit unzähliger Lernsituationen unserer Tage. Das ist ein systematisches Problem unserer Zeit, welches einmal – auch in der Kirche – zu bedenken wäre.
Für das Projekt wird dies bedeuten, daß am Anfang wieder einmal ziemlich viele, ziemlich unsinnigen Fragen stehen werden, die den Katholiken nerven. Zugleich aber sind es die Fragen, die die Zielgruppe des Projekts nicht weniger umtreibt als den jungen, kirchlich völlig ahnungslosen jungen Journalisten. Bei dieser anrührenden Ahnungslosigkeit ist man sogar geneigt, den Vergleich Gottes mit der Stasi zu verzeihen. Gott rettet. Die Stasi tötet. Ob er am Ende des Projekts diesen Unterschied begriffen hat.
Allen Beteiligten kann man nun viel Freude an der Geschichte wünschen.
Als Nichtmitglied der Zielgruppe ist mein Interesse rein beruflicher Natur. Da ich sowohl von Theologie als auch von Journalismus ein wenig verstehe, erlaube ich mir anzumerken, daß ich mich auch weiterhin um einen möglichst objektiven und kritischen Blick mühen werde. Das nämlich ist Teil meines journalistischen Ansatzes, daß ich mir wo immer es geht schon im Vorfeld einen möglichst umfassenden Schatz an Hintergrundinformationen verschaffe, um die Objektivität am Ende zu maximieren. Dann nämlich – und nur dann! – gelingt es wirklich Meldung in größer Gelassenheit Meldung sein zu lassen und die eigene Meinung davon klar abzusondern.
Sehen wir also, was passieren wird, wenn
ist.
Zur Beruhigung aller Gemüter sei am Ende Theodor Strom an der Reihe …
…
– Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.