Wie die Kirche fremder wird. Zeitgeist und sexueller Missbrauch entfremden die Kirche immer weiter von sich selbst. Der Gläubige sucht vergeblich die Kirche des Herrn.
Am Ende wird es nur noch eine Ruine sein. — Foto:Pixabay

Wer derzeit über die katholische Kirche in Deutschland redet, kommt an zwei bis dreieinhalb Themen nicht vorbei. Das erste brennende Thema ist eine Initiative von Mitarbeitern der Kirche, die ihre Sexualität unbedingt öffentlich machen mussten und dabei eigentlich nur erwartbare Reaktionen provozierten. Das zweite Thema ist der sexuelle Missbrauch von Klerikern an meist männlichen Kindern und Jugendlichen. Eine Variante findet das Thema als Thema drei in Gestalt einer unterirdischen Kampagne gegen den Papa emeritus, der sich spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation um die Aufklärung der vorwiegend pädosexuell motivierten Straftaten katholischer Kleriker bemüht hat. Das halbe Thema ist eigentlich nur eine Befindlichkeit.

Kirchenkritik aus eigener Werkstatt

Das Internetportal, das die Firma APG im Auftrag der DBK (finanziert aus dem Treuhandfond Medien des Verbands der Diözesen Deutschlands) betreibt, glich heute am frühen Morgen einem beliebigen kirchenkritischen Portal. Benedikt-Bashing, Forderungen nach Reform des kirchlichen Arbeitsrechts zu Gunsten von Mitarbeitern in irregulären Lebensverhältnissen, Verrisse der Verhältnisse in München, das Eingeständnis eines Priesters, dass ihn der Dienst als Generalvikar krank gemacht hat. Begleitet von Forderungen nach Änderung der Sexualmoral. Den Gipfel bildet der Kommentar eines Autors, der sich seinerzeit unter Pseudonym in investigativer Recherche gegen Blogger versuchte. Sein Thema: Benedikt-bashing, was sonst?

Gut getarnt

In einer ausgesprochen raffinierten und mit Hilfe öffentlich-rechtlicher Medien professionell orchestrierten Aktion brachten sich sogenannte „queere“ Mitarbeiter der Kirche in Stellung. Darunter finden sich nicht wenige homosexuelle Priester. Prompt reagieren Bischöfe und Generalvikare in der gewünscht devoten Form und kündigen Reformen bei Arbeitsrecht und Sexualmoral der Kirche an. Auch Kardinal Marx machte klar, für ihn seien homosexuelle Priester kein Problem. Offiziell ist es immer noch so, dass Männer mit einer tiefsitzenden homosexuellen Neigung nicht Priester werden können. Wie kann es eine so große Anzahl homosexueller Priester geben, fragt man sich. Die Antwort ist denkbar einfach. Sie sind zum einen lange genug unter Radar geflogen. Zum anderen ist der Priesterberuf in einer Gesellschaft die Homosexualität nicht goutiert, die ideale Tarnung.

Priester sollen sich – am besten schon als angehende Priester in Studium und Seminar – von Frauen fernhalten. Nun, wer sich nur mit Männern umgibt, galt den Priesterausbildern als nicht zölibatsgefährdet. In den Seminaren war es durchaus bekannt, wie hoch der Anteil schwuler Kandidaten war. Manche Insider sprechen von 50% und mehr homosexuellen Priesteramtskandidaten in den 80er und 90er Jahren. Dass dies kein nationales Phänomen ist, zeigte die Aussage von Papst Franziskus, der die Existenz homosexueller Netzwerke im Vatikan bestätigte. International ist im Übrigen keine Lobby in den vergangenen Jahrzehnten so erfolgreich gewesen, wie die Gay-Lobby.

Irgendwas für alle

Politisch sind wir über die Gleichstellung homosexueller Beziehungen mit der Ehe™ längst hinaus. Um Nachwuchs für unfruchtbare homosexuelle Beziehungen herstellen zu können, ist die Leihmutterschaft – auch in Deutschland – nur eine Frage der Zeit. Unter der gegenwärtigen Regierung geht es um die Legalisierung diverser Polyamorien in jeder denkbaren Konstellation unter dem Framing der „Verantwortungsgemeinschaft“. Die spätrömische Dekadenz war geradezu ein gesittetes Spießertum im Vergleich zu den Plänen unserer Zeit. Da die Kirche der Entwicklung immer ein wenig hinterherhinkt und auch die Lobbyisten natürlich erst den Staat und dann die Kirche im Blick haben, kommt der Angriff auf Lehre und Praxis der Kirche natürlich auch etwas später. Jetzt haben wir diesen. Die Gelegenheit ist günstig, die schlechte Presse auf Grund der Missbrauchsgutachten macht die Kirche anfällig. Man könnte sowas auf dem synodalen Weg gleich mit abfrühstücken, da ja Segnungen von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ohnehin auf dessen Agenda stehen. Die lesbische Gemeindereferentin, die offen mit Frau und zwei Kindern zusammenlebt, ist in greifbare Nähe gerückt.

Der illegale KKK

Die Willkommensadressen von offiziellen kirchlichen Stellen, von Bischöfen und Generalvikaren machen betroffen. Der Umbau der Kirche schreitet voran. Neuevangelisierung und Sakramentenspendung treten völlig zurück hinter eine neue, nach allen Seiten offene, diverse, weltzugewandte Kirche. Wer braucht die Ewigkeit, wenn es nur ja hier allen gut geht und sich niemand diskriminiert fühlt? Sünde? Sowas ist völlig von gestern und diskriminiert kreative Verhaltensweisen und Lebensentwürfe.

Alle jene, die einen derzeit gültigen KKK besitzen, sollten ihn gut verstecken. Es könnte sein, dass er bald auf Grund der darin vertretenen Sexualmoral, Ehelehre und den Aussagen zur Homosexualität für illegales Schrifttum erklärt wird. Der Besitz könnte de facto eine Gesinnungsstraftat darstellen. Und auch kirchlich könnte man dafür geächtet werden.

Systemisch

Statt von Mission und Neuevangelisierung redet man heute, so auch Kardinal Marx bei der Pressekonferenz in München, von systemischen Ursachen für Missbrauch. Man mag da noch mitgehen, denn was passiert ist, dass Bischöfe Missbrauchstäter geschützt und Opfer ignoriert haben, ist ein Unding. Ein Unding ist auch, dass man die Spaltung von Gemeinden zugelassen hat, indem man die Straftaten der Priester verschwieg. So weit, so schlecht. Doch sind die Verbrechen nicht begangen worden, weil es die Sexualmoral der Kirche gibt, sie sind begangen worden, indem sich Priester gegen die Sexualmoral der Kirche gestellt haben. So ist es ein bitterer Zynismus, wenn ausgerechnet die Moral, die wie ein letzter Schutzwall den Tätern zumindest im Gewissen ihre Schuld hätte verdeutlichen können, in synodalen Prozessen abgeräumt werden soll.

Moral, Sakramentalität der Kirche, Sakramentalität des Amtes und Ekklesiologie einer Kirche als Göttlicher Stiftung räumt man mal eben so mit ab. Auch der Erzbischof von München sprach davon, künftig ein synodaler Bischof sein zu wollen. Dabei benutzte er den Begriff der Synodalität in der irrtumsbehafteten Version des synodalen Weges oder der protestantischen Synode. Ein synodaler Bischof im katholischen Sinne, wäre ein Bischof in kollegialer Einheit mit den Bischöfen seiner Region und in Einheit mit dem Bischof von Rom. Im katholischen Sinne ist das eine Synode, was wir als Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz bezeichnen. Die Versammlungen des sogenannten synodalen Weges sind evangelische Kirchenparlamente.

Neoprotestanten

Man kann beispielhaft auf diesem Wege an den genannten oder an vielen anderen Beispielen zeigen, wie fremd der Katholik seiner Kirche wird, die sich zunehmend von ihrem Sein als Kirche selbst entfremdet und zu einer sich selbstprotestantisierenden kirchlichen Gemeinschaft wird. Am Ende des synodalen Weges, das kann man schon jetzt sagen, wird, so er nicht vom Rom gestoppt wird, eine neue protestantische Denomination stehen, die im schlimmsten Fall gültig geweihte Bischöfe hat. Letztendlich ist das das dramatische Novum, denn der gewöhnliche Laie wird große Mühe haben zu erkennen, wo er die una, sancta, catholica et apostostolica ecclesia findet, die er im Credo bekennt.