Heute feiern wir einen besonderen Heiligen, nämlich Johannes den Täufer. Er ging dem Herrn voraus und zeigte den Menschen schon vorab auf, welche Richtung die Verkündigung Jesu nehmen würde. „Kehrt um, denn das Himmelreich ist Nahe!“ (Mt 3,2) Das war seine Botschaft. Er rief zur Buße, taufte und galt im Volk als ein Prophet.
Johannes war ein Asket, ein wilder Bursche würden wir heute sagen. Kraftvoll in der Rede war er. Rauh im Umgang erschien er, wenn er sich nicht scheute die führenden Schichten des Volkes schon mal als Natterngezücht zu beschimpfen. Das ist nichts für zart besaitetes Bürgertum.
Er machte sich wenig Sorgen um das „religiöse Klima“, denn er blieb fest in der Wahrheit verwurzelt. Solche Menschen traten auch damals schon den Reichen und Mächtigen, den Lobbyisten und Opportunisten auf die Füße. Johannes hatte dem König Herodes Antipas freimütig gesagt, daß er Herodias, die Frau seines Bruders nicht hätte heiraten dürfen. Seine erste Frau Phasaelis hatte er verstoßen. Diesen Bruch der Ehe prangerte Johannes öffentlich an. Weil dieser so viel Einfluß im Volk hatte, ließ der König ihn festnehmen und in den Kerker werfen. Johannes wurde vermutlich in der Festung Machaerus am Toten Meer gefangen gehalten.
Weil Johannes im Volk so beliebt war, traute sich der König allerdings nicht, ihn hinrichten zu lassen. Man kennt das Muster. Bloß keinen Märtyrer aus ihm machen. Vor Märtyrern hatte man noch mehr Angst als vor Rufern in der Wüste. Das war damals nicht anders als es heute ist. Der König hatte ein ambivalentes Verhältnis zu Johannes. Die Bibel berichtet davon, daß der ihn schätzte und fürchtete. Er unterhielt sich gerne mit ihm, so weiß das Evangelium zu berichten. Es machte ihn unruhig. Johannes war es gelungen, den König zum Nachdenken zu bringen. Eine Intrige der Herodias brachte Johannes am Ende doch um seinen Kopf. Die Tochter erbat ihn sich als Geschenk. Weh‘ der Frau, die eine skrupellose Mutter hat. Herodias mußte wohl doch fürchten, Johannes könnte am Ende den König wieder auf den Weg der Wahrheit zurück führen.
Johannes starb für seine Predigt über die Heiligkeit der Ehe. Damit ist der Heilige Johannes aktueller denn je. Es herrscht über die Ehe Verwirrung in der Gesellschaft und teilweise auch in der Kirche. Eine Familiensynode, die Klarheit bringen sollte, hat diese Erwartung nicht erfüllt. Amoris Laetitia, das Nachsynodale Schreiben wurde nicht so aufgenommen, daß es die Ehe hätte stärken können. In den Staaten in Europa und Nordamerika ist die sogenannte „Ehe für alle“ in aller Munde. Scheidung, Patchworkfamilien, „Ehe für alle“ und viele andere Modelle machen der Ehe schwer zu schaffen.
In der gesamten westlichen Welt ist die Ehe seit Ende der 60er Jahre auf dem absteigenden Ast. In der Gunst von Politik und veröffentlichter Meinung sinkt ihr Stern weiter und weiter. Sah man zunächst nur Künstlern und anderen Avantgardisten ihre sequentielle Polygamie noch irgendwie nach, so galt in der bürgerlichen Gesellschaft die Ehe nach wie vor als ein Lebensbund. Wer sich scheiden ließ, konnte noch bis in die 70er Jahre kein öffentliches Amt bekleiden. Das kann inzwischen kaum noch jemand denken. Man darf es kaum aussprechen, daß man solch einen Codex gar für angemessen hält.
Zu der Zeit war es nun einmal Konsens, daß jemand, der in seiner Familie nicht die Kraft hat, auch Widrigkeiten auszuhalten und durchzustehen, selbiges auch im öffentlichen Amt nicht zuwege bringen wird. Seine Verläßlichkeit durfte in Zweifel gezogen werden. Bilde sich jeder sein eigenes Urteil, ob das gerecht ist. Laxe Scheidungsgesetze machen heute eine eheliche Wegwerfkultur möglich. „Hire and Fire“, wogegen Gewerkschaften und andere im Arbeitsleben kämpften, hat im Privatleben der Menschen munter Einzug gehalten. Grausame Unterhaltsregeln bestrafen zudem noch Frauen, die in der Ehe als Mütter für ihre Kinder da waren. Umgekehrt entzieht eine falsche Erziehungsrechtspraxis häufig genug den Männern jeglichen Zugang zu ihren Kindern. Ein gesellschaftlicher Trend zur Zwangskinderbetreuung ab der Wiege, den wir in den letzten Jahren erleben, zergliedert die Familien und versucht Männer und Frauen zu Nachwuchsmaschinen ohne menschliche Bindung zu machen. Alles wird für Wirtschaft und Konsum geopfert. Schöne neue Welt.
In der Kirche ist die Ehe ein Sakrament. Man spricht von einem heiligen Stand. Auch wenn lange nicht alle Eheleute heilig sind, so ist doch das, was sie aneinander bindet heilig. Für die Gesellschaft ist die Ehe der innerste Kern. Nur stabile Ehen gewährleisten einer Gesellschaft den biologischen und kulturellen Fortbestand. Die Eltern sind die ersten Lehrer der Kinder. Die ersten Lerninhalte sind vor allen sozial und affektiv. Anders gesagt, das Wissen, Mama und Papa sind immer da, gibt einem Kind die Stabilität auch mental auf seinen eigenen Beinen stehen und später laufen zu können. Die Familie aus Eltern und Kindern mit ihrem Umfeld aus Großeltern, Tanten und Onkel sowie weiteren Verwandten gibt einer Gesellschaft den sicheren Halt, gut in die Zukunft zu kommen. Niemand sollte sich über zwischenmenschliches Scheitern erhaben fühlen oder auf Geschiedene herab sehen. Darum geht es nicht. Es geht darum, den Anspruch nicht aufzugeben oder wieder zu gewinnen, wo er verloren scheint. In der Gegenwart sind die Verführungen gewaltig. Aber diese Klarheit, die ein Johannes der Täufer hatte, deutlich zu sagen, was richtig und was falsch ist, die brauchen wir heute mehr denn je.
Es gibt in der Gesellschaft Widerstand gegen die zahlreichen Angriffe auf die Ehe und die Familie. Niemand sollte sich einbilden in der Bevölkerung gebe es einen breiten Konsens für die sogenannte „Ehe für alle“. Die Mehrheit der Menschen lehnt das entschieden ab. Dazu gibt es Umfragen und Studien genug. Auch die politischen Parteien sind gar nicht so wild versessen drauf, die Ehe noch weiter zu schwächen. Mag nun also die SPD ebenso wie die Grünen sowas ins Wahlprogramm schreiben. Niemand muß sie wählen. Bleibt zu hoffen, daß die CDU fest bleibt, was das Verständnis von Ehe anbetrifft und langfristig auch wieder zu einem christlichen Familienbild zurück findet. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Veröffentlichte Meinung wird publiziert von Journalisten, die mehrheitlich ein familienfernen Sonderwelten leben. Diese werden das kaum verstehen. Doch wir brauchen die Stimme der Wahrheit und der Vernunft in der Öffentlichkeit. Es kann einen heute wie damals den Kopf kosten.
Johannes der Täufer hat seinen Kopf für die Heiligkeit der Ehe hingehalten.
Wäre es von uns zu viel verlangt, uns zumindest mit unserem Wort für die Ehe einzusetzen.
Der Widerstand gegen die Zerstörung von Ehe und Familie muß spürbar und hörbar werden.
Heiliger Johannes der Täufer bitte für uns.