Wer braucht Priester, wenn es eine Laienspielschar gibt? Erweiterung der Laienaufgaben auf die Taufe jetzt auch in Rottenburg- Stuttgart. Da stellt sich die Grundsatzfrage.
Dienst am Taufbecken wird zum Laientheater — Foto: WikimediaImages auf Pixabay

Der Laienzirkus nervt langsam. Jetzt also auch im Bistum Rottenburg- Stuttgart. Die Nottaufe, d.h. eine durch Laien gespendete Taufe, wird der Normalfall. In Essen ist das schon vor einiger Zeit eingeführt worden. Das ganze firmiert dann irgendwie unter „Stärkung der Laien“, ist aber unterm Strich eine Mogelpackung zur Abschaffung des Priestertums. Da man sowieso kein richtig großes Interesse an der Ausbildung von Priestern in einigen Diözesen feststellen kann, überträgt man Stück für Stück Aufgaben an Laien. Nach dem Sinngehalt zu fragen, wäre wohl etwas zu viel verlangt.

Das Bistum Rottenburg- Stuttgart hat laut eigenen Angaben rund 700 Priester und Diakone. Es fallen jährlich 11500 Taufen an. Das ergibt pro Priester/ Diakon im Jahr 16,4 Taufen. Damit kommen diese armen, völlig überlasteten Kleriker auf 1,4 Taufen im Monat. Das ist in der Tat kaum zu leisten. Man ist geradezu überwältigt, was diesen Männern bislang aufgebürdet wurde.

Beauftrage für die Nottaufe

Nun werden bald ein paar Dutzend Männer und Frauen eine Taufbeauftragung bekommen und erhalten damit die Erlaubnis, Kindern Wasser über den Kopf zu gießen. Nun ist aber eine Taufe weitaus mehr. Es gehören vorbereitende wie auch ausdeutende Riten dazu. Einige dieser Riten, wie das Auflegen eines Taufkleides oder die Überreichung der Kerze mag man Laien übertragen können. Doch was ist mit dem Effata- Ritus? Was ist mit dem Exorzismus, der vor der Taufe über den Täufling gebetet wird? Was ist mit den Salbungen, der Katechumenensalbung mit Katechumenöl und der Salbung mit Chrisam? Das dürfte doch wohl dem Priester vorbehalten sein.

Taufen kann jeder. Im Notfall sogar jeder nichtgläubige Mensch, der die Absicht hat zu tun, was die Kirche tut. Überlebt ein Kind seine Nottaufe, so sagt das Rituale, sind die ausdeutenden Riten später nachzuholen. Hat das in Essen und in Stuttgart jemand im Blick, dass die ausdeutenden Riten später nachgeholt werden? Oder beauftragt man die Täufer hier gleich einfach mit? Fragen über Fragen.

Taufe durch Priester nur für Honoratioren

Eine Abschlussfrage stellt sich noch, die sich mir in anderer Hinsicht auch schon mal stellte. Was passiert eigentlich mit Eltern, die die Taufe ihres Kindes durch einen Priester wünschen. Wenn man Glück hat, klappt es, wenn man Pech hat, lehnt Hochwürden ab? Kann es so einfach sein. Ist man gleich Tradi, als spleenig oder sektiererisch verschrien oder gar etwas Besseres, wenn man die Taufe vom Priester möchte oder bekommt. Was ist, wenn der Herr Bürgermeister oder der Herr Fabrikant (mit einem Scheck in der Hand) kommt? Springen Hochwürden dann?

In ähnlicher Weise stellt sich mir diese Frage in Bezug auf die Beerdigung und ich denke, man sollte sich als Katholik weigern, das Laientheater mitzumachen. Entweder ist der eigene Sohn tough genug, die Eltern zu beerdigen oder man lässt es gleich den Bestatter machen und bittet diesen ein paar christliche Gebete zu sprechen. Das Requiem kann in der Mission oder bei den freundlichen Tradis im Nachbarort gefeiert werden. Tatsächlich muss niemand eine bischöfliche Beauftragung haben, der einen Mitbruder christlich beerdigen möchte. Es ist allein ein Ausdruck von Wichtigtuerei, für jeden Mist bischöflich zu beauftragen. Zwei Hände zur Kommunionausteilung? Na klar, wird beauftragt. Beerdigung, Nottaufe? Aber logo gibt es einen bischöflichen Auftrag. Aber halt, es gibt da einen echten liturgischen Laiendienst, das ist der Dienst des Lektors. Wird man beauftragt? Nö, wozu?

Man merkt es und ist verstimmt, beauftragt wird, wo es entweder um das Eindringen von Laien in originär priesterliche Aufgaben geht. (In welcher Gemeinde bei 3,9 Prozent Gottesdienstbesuch braucht man Kommunionhelfer?) Oder da, wo man überhaupt keine Beauftragung bräuchte. Das Amt der Katecheten, welches auch bischöflich beauftragt werden muss, wird vorsichtshalber in den wenigsten Diözesen überhaupt eingeführt.

Wer braucht schon Priester?

Der Gedanke aus dem synodalen Weg, zu prüfen, ob man überhaupt Priester braucht, ist weitaus tiefer in die Kirche eingedrungen, als man denkt. In vielen Bereichen, so also jetzt bei der Taufe, nimmt man dem Priester einfach Aufgaben weg. Ein böser Klerikalist, wer als Geweihter daran denkt, noch ein Kind zu taufen, das nicht Abkömmling eines Honoratioren ist. Man wundert sich nicht, dass in einigen Diözesen (z.B. Hamburg) nicht einmal mehr ein einziger junger Mann bereit ist, sich auf den Weg zu machen, Priester zu werden. Macht man den Priesterberuf nur lange und heftig genug unattraktiv, dann will das bald eh keiner mehr werden.

Komisch, dass in einigen Ländern die Seminare voll sind. Komisch, dass die traditionellen Gemeinschaften volle Seminare haben. Nein, das gilt nicht durchgehend. Auch andere Länder erleben die Säkularisation, auch traditionelle Gemeinschaften haben keine Garantie auf stetes Wachstum. Und dennoch machen die Wertschätzung des priesterlichen Dienstes und die Ganzhingabe des Lebens hier und der Generalverdacht und Ablehnung dort nachdenklich. Wo die Sakramentalität von Amt und kirchlichem Handeln immer mehr einer Funktionalität weicht, da wird auch der Glaube mehr und mehr zu einer Funktion unter anderen Funktionen.