Besuch eine Messe der kroatischen Gemeinde in Frankfurt. Mitten drin im Auge des Ortes des synodalen Weges kann es doch so ganz anders sein.
Frankfurt – Dom St. Bartholomäus — Foto: PW

Mitten drin, Frankfurt, Dom St. Bartholomäus, da tobt der synodale Weg von DBK und „ZdK“ völlig ungebremst. Doch am Sonntag, so um die Mittagszeit, eigentlich sogar sehr genau zur Mittagszeit um 12 Uhr und danach noch einmal um 13:15 Uhr ist die Messe der kroatischen Gemeinde in Frankfurt. Die Muttersprachlichen Gemeinden in deutschen Großstädten zeichnen sich oft durch sehr zahlreichen Messbesuch und durch viele Aktivitäten aus. Die Liste der Vermeldungen am Ende der Messe war ziemlich lang und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, folgte ja gleich die nächste Messe.

Der Strom der Fahrzeuge, die kurz vor Beginn der Messe in die Tiefgarage am Dom einfuhr, war nicht schlecht. Gemeinden in Großstädten sind oft genug aktiver als Gemeinden auf dem Land, dabei muss man berücksichtigen, dass hier einfach die Zahlen der Mitglieder sehr hoch sind. Die Quote ist oft weitaus schlechter als auf dem Land. Erstaunlich war hier, dass wirklich viele der Fahrer und Beifahrer in Richtung Dom strömten.

Meinetwegen in chinesisch

Leider verstehe ich kein Kroatisch, so dass ich von der Predigt nichts wiedergeben kann. Als ich in den Dom kam, hielt mich ein Ordner auf und wies darauf hin, dass jetzt Messe ist, es war für meine Verhältnisse recht spät, also antwortete ich dem Ordner nur kurz, dass ich das wisse. „Aber auf kroatisch!“ rief er mir hinterher. Ein Glück, ich war schon ein Stück weiter, denn meine Gedanken hätte ich sonst kaum zurückhalten können. „Ihr könnt Han-chinesisch oder Maori sprechen, wenn Ihr nur rechtgläubig seid.“ Nur gedacht! Nicht gesagt! Püh! Noch mal gut gegangen.

Aber diese Gedanken sind etwas, was mich seitdem umtreibt. In vielen Gemeinden ist der Gottesdienstbesuch während der Coronakrise zusammengebrochen. Bundesdurchschnitt 3,9 Prozent sonntäglicher Gottesdienstbesuch. Jetzt kommt ein Kältewinter und wenn das Wetter hält, was Buchen, Eichen und Kastanien ankündigen, wird es ein strenger Winter. Durch die Kälte werden dann noch mehr Menschen vertrieben, die sonst vielleicht noch kommen würden.

Sammeln wo es rechtgläubig ist

Der synodale Weg in Deutschland dringt inzwischen bis auf die Ebene der Gemeinden vor, weil es keinen Widerstand gibt. Wenn die Leute fehlen, ist kaum noch einer da, der den Reformen etwas entgegen zu setzen weiß. Das dürfte langsam auch weltkirchlich auffallen, denn in den reformwütigen Teilen der westlichen Teilkirchen, gab es kaum Teilnahme der Gläubigen an den Umfragen zur Synode.

Die Gläubigen sammeln sich in einzelnen Gemeinden, wo es rechtgläubig zugeht. Sie sammeln sich bei geistlichen Gemeinschaften und sie sammeln sich an altrituellen Messorten. Wir stellen fest, der Glaube wird wesentlich und die Kirche wird irrelevant, wo sie unwesentlich wird. Wo sie also ihr Wesen als göttliche Stiftung durch eine Wende hin zu einer rein anthropozentrischen Versammlung ändert, verliert sie an Bedeutung. Die Gretchenfrage „Wie hältst Du es mit der Religion?“ nimmt an Ernsthaftigkeit zu, weil es um etwas geht. Die Kleinheit, die sich in den normalen Gemeinden breit macht, zwingt dazu, Farbe zu bekennen und an manchen Orten ist diese Farbe eben ein Regenbogen. Dort versammeln sich dann die, die das wollen, doch schon heute kann man sagen, dass dort wenig Substanz wachsen wird.

Knien auf Steinboden

Substanz wächst dort, wo die Wahrheit gelehrt wird und wo der Glaube wahrhaftig gefeiert wird. Und damit gehen die Gedanken zurück zur Messe der kroatischen Gemeinde im Frankfurter Dom. Der Dom war rappelvoll. Alle Bänke im Hauptschiff und in den Querschiffen besetzt, die Gläubigen standen eng hinter den Bänken. Viele junge Menschen, junge Familien mit Kindern und alle Generationen gut vertreten. Während man sich in Deutschland als Stehmessbesucher verschämt zumindest zu den Einsetzungsworten hinkniet, fielen zur Wandlung alle hinter den Bänken auf die Knie und knieten auf dem kalten Steinboden. Das war eindrucksvoll!

Es wurde gesungen und gebetet, es gab einen Chor und soweit ich das beurteilen kann, war die Messe rite et recte. Es war ein schönes Erlebnis, das mal wieder Mut gemacht hat, nicht aufzugeben, nicht die Segel zu strecken und den Synodalisten das Feld zu überlassen.

Nachsitzen

Achja, Synode, während ich in Frankfurt in der Messe der kroatischen Gemeinde war, hat der Papst in Rom verkündet, dass die Synodenväter der Weltsynode nachsitzen müssen. Die Weltsynode zur Synodalität wird um ein Jahr verlängert. Man stellt sich die Frage, verordnet der Papst jetzt der Kirche mehr vom Wirkungslosen, um doch noch eine Wirkung zu erzielen? Oder hofft der Papst, die Kirche würde durch Verlängerung lernen, was er unter Synodalität versteht. Eigentlich – mea culpa – finde ich die Synode über. Doch das ist meine Sicht. Ich bin nur ein einfacher Laie, der überzeugt ist, es reicht, sich am Katechismus zu orientieren, was natürlich immer wieder schief geht, um dann wieder aufzustehen und weiter einzuüben, sich am Katechismus zu orientieren.

Eine Stippvisite sagt natürlich nichts über die tiefere Struktur einer Gemeinde aus, doch der Eindruck, den mir der Besuch der Messe vermittelt hat, war stark und ermutigend. Es hat gut getan, eine ganz normale Katholizität zu erleben.