Helmut Schmidt
Helmut Schmidt

Helmut Schmidt war der Kanzler meiner Kindheit. Er war der erste Bundeskanzler, den ich als Kind wirklich bewußt zur Kenntnis genommen habe. Unvergessen ist natürlich der deutsche Herbst im Jahr 1977 als der Terrorismus der RAF seinen Höhepunkt erreichte. Schmidt blieb standhaft und gab der Erpressung durch die Terroristen nicht nach.

Standhaft blieb Schmidt auch beim Natodoppelbeschluß, der historisch gesehen richtigen Entscheidung, der atomaren Drohung durch die Sowjetunion ein eigenes atomares Abschreckungspotential der NATO entgegen zu setzen. Seine Partei trug diesen Kurs nicht mit und läutete damit 1982 das Ende seiner Kanzlerschaft ein. Ein Wechsel der FDP unter Genscher brachte das Ende der Regierung Schmidt. Der Politiker Helmut Schmidt blieb dem Land erhalten. Zunächst als Abgeordneter, dann als Autor und Redner. Er wurde nach seiner politischen Laufbahn Herausgeber der Zeit. Bis ins hohe Alter blieb Schmidt in der Öffentlichkeit präsent und stand offensiv für seine Ansichten ein. Dabei wandelte sich der aggressive Redner, dem man in frühen Jahren den Spitznamen „Schmidt Schnauze“ verpaßt hatte, in einen Elder Statesman, der ruhig und mit leiser Stimme referierte.

Besonders Wirtschaftsthemen hatten es ihm in seinem Spätwerk angetan. Man nannte ihn auch gerne einen Weltökonomen und spielte damit auf seine zuweilen umstrittenen Thesen an. Das jedoch konnte ihn nicht anfechten, hier wie auch dort unbequem zu bleiben und seine Meinung offen zu vertreten.

Mit Helmut Schmidt ist einer der ganz großen Politiker des vergangenen Jahrhunderts gestorben. Er hat angefangen von seiner Zeit als Innensenator in Hamburg über seine Kanzlerschaft bis zu seinen letzten Tagen unser Land geprägt. Parteifreunde und politische Gegner konnten ihm für seine Aufrichtigkeit auch dann Respekt zollen, wenn sie anderer Ansicht waren. Meinen Respekt hat er sich in den letzten Jahren insbesondere dadurch verdient, daß er es sich nicht nehmen ließ auch öffentlich zu rauchen.