In der Martin Luther Schule in Düsseldorf soll am 8.2.2019 die Heizung abgeschaltet werden, um die Schüler darüber zu belehren, dass man gar nicht unbedingt so viel heizen muss und viel Energie sparen kann. So weit die Welle in den sozialen Medien.
Die Lehrer selber sollen über das Heizkörperthermostat die Temperatur im Klassenraum runter regeln, wiegelte die Schulleiterin in der Rheinischen Post ab. Die Elternproteste direkt und über die sozialen Medien waren wohl recht heftig.

Facepalm

In der Schule die Heizung ausstellen, um die Kinder für Energiesparen zu sensibilisieren? Echt jetzt? Dazu sollen die Schüler sich an den Tagen warm anziehen und im Klassenraum Schal und Mütze tragen. Während es eigentlich pädagogisch sinnvoll ist, essen und trinken im Unterricht zu untersagen soll sogar Tee in Thermoskannen erlaubt sein. Initiiert wurde das Spektakel von einem namentlich nicht weiter genannten Umweltteam.

Denken wir einmal hundert Jahre zurück. Damals, so berichtete mein Großvater, war es üblich, dass jeder Schüler etwas Kohle in die Schule mitbringen musste, damit das Klassenzimmer geheizt werden konnte. Manchmal spendierte der Dorfarzt eine Fuhre Kohle, dann war die Schule fast für den halben Winter geheizt. Dennoch brachte der Kohleofen nicht so viel Wärme in den Klassenraum, dass eine behagliche Lernatmosphäre herrschte.

Mehr noch, an den Wänden der über Nacht ausgekühlten Schule kristallisierte das Wasser aus der Atemluft der Schüler zu Eisblumen. Gesund und dem Lernerfolg förderlich war ein solches Raumklima nicht. Krankheiten waren besonders im Winter die Regel. Wurde es zu kalt, fiel der Unterricht auch mal aus.

Technologisch und kulturell haben wir in den vergangenen hundert Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Im meiner Schulzeit kann ich mich an einen einzigen Heizungsausfall erinnern, der dazu führte, daß die ganze Schule geschlossen blieb. Es war den Lehrern, die nichts dazu konnten, den Eltern gegenüber peinlich. Man bat um Verständnis und Entschuldigung für die technische Panne. Kein Lehrer wäre auf die Idee gekommen uns im kalten Klassenzimmer mit dicken Jacken zu unterrichten. Man hielt das damals für ungesund.

Das wird es auch heute noch sein. Technologisch sind wir sicher deutlich weiter als in den 70ern, wo es noch als normal angesehen wurde, dass es durch Fenster zog. Dann legte man ein Tuch davor. Kulturell kann man nur von einem drastischen Rückschritt reden, wenn die Errungenschaft warmer Klassenräume, für die die Schüler nicht selber Kohle schleppen müssen, nicht angemessen und mit einer Anregung zur Dankbarkeit vermittelt werden kann. Wir sind reichlich dekadent geworden.

Nein, ein warmer Raum im Winter ist keine Selbstverständlichkeit. Will man den Schülern das vermitteln, dann aber doch wohl eher, indem man sie mal Kohlen schleppen lässt als durch eine spaßiges (bis die Erkältungen kommen) Fröstelevent, welches ohnehin keiner der Schüler ernst nehmen wird.

Der „Warmer- Pulli-Tag“ der Martin Luther Schule in Düsseldorf ist so ein typischer völlig sinnfreier Gutmenschenevent unserer Tage. Statt den Kindern zu vermitteln, wie groß die Fortschritte sind, indem man mal mit der Schule von vor einhundert Jahren vergleicht und Kohle schleppen läßt und dann die Frage des Fortschritts, der Weiterentwicklung zu diskutieren, sollen die Kinder frieren.

Ja, bei der Technologiefeindlichkeit unsere linksgrünen Elite, die auch die Schulpolitik dominiert, werden die Kindern dieser Kinder vielleicht wirklich in kalten Klassenzimmern sitzen. Wegen der Decarbonisierung sogar ohne die Möglichkeit einen Eimer Kohle in die Schule mitzubringen.

Düstere … nein, eiskalte Aussichten.

Über den elektrischen Strom reden wir dann am „Ich bringe eine Kerze mit – Tag“.