Einen philosophischen Geburtstagsgruß an unsere Verfassung hat Josef Bordat mit seinem Buch vorgelegt. Das „Ewige“ ist alles, was vorstaatlich bleibend ausschließlich philosophisch ergründet werden kann.

Ewiges im Provisorium

Bei Josef Bordat sind es Begriffe wie Würde, Leben und Freiheit, denen er auf den Zahn fühlt. Das Naturrecht spielt, wen sollte es wundern, eine große Rolle bei dieser Grundlegung. Es sind eben die Dinge, die sich der säkulare Staat nicht selber geben kann, von denen er lebt, wenn ein Rechtsstaat sein will.

Die Rolle Gottes in einem säkularen Staat geht Bordat ebenso nach, wie der etwas eigenwilligen scheinenden Rolle der Kirche in Deutschland. Da spielt außer der Philosophie, die Erkenntnis liefert, die Geschichte eine große Rolle, die erst den Verstehenshorizont zu öffnen vermag. Die magische Jahreszahl 1803 und ihre Bedeutung für unser heutiges Recht stehen im Mittelpunkt der Betrachtung und von hier aus zieht Josef Bordat die Linien aus, die über die Weimarer Verfassung bis heute das Verhältnis von Staat und Kirche prägen.

Gott und die Verfassung – wer weiß schon, dass unser Gottesbezug in der Verfassung eine „Nominatio Dei“ ist und was das bedeutet? Der Philosoph erklärt es.

Würde und monetarischer Wert stehen im Widerspruch zueinander. Das zu verstehen, braucht viel Kant und Co. Bordat macht es möglich, als Nichtphilosph einen Einblick in solche Grundlagen zu bekommen. Liest man solches und begreift, wie groß und wie großartig der Würdebegriff unseres Grundgesetzes ist, dann erfasst einen so etwas wie Ehrfurcht vor den Vätern und Müttern unseres Grundgesetzes. Was hier am Beispiel Würde gezeigt wurde, gilt für Leben und Freiheit gleichermaßen. Unser Grundgesetz ist ein grandioser Rechtscorpus, der trotz oft allzu klarer Knappheit im Ausdruck erst in der Tiefe der Verwendung seiner Grundbegriffe wirklich zu verstehen ist.

Die Freiheit ist ein hohes Gut, da sie ständig bedroht ist. Auch heute gilt es stets erneut um die Freiheit zu kämpfen. Ein gutes philosophisches Fundament, um dies Gut wirklich zu verstehen und zu verinnerlichen, bietet das Kapitel „Freiheit“ im vorliegenden Buch. Als Grundfreiheit versteht Josef Bordat die Religionsfreiheit. Anhand dieser und ihrer Grundlegung in der Philosophiegeschichte, zeigt sich das innere Wesen der Freiheit an sich. Es zeigt sich, für manch einen zum Erstaunen, dass eine Freiheit nie eine absolute Freiheit, sondern immer eine gebundene Freiheit ist. Gerade dieses Kapitel gehört bei aller Anstrengung, die das Lesen erfordert, zu den spannendsten.

Klar, dass auch die Frage der Würde und des Lebensrechts noch nicht geborener Menschen bei Josef Bordat eine Rolle spielt. Hier findet sich die Lösung, warum Abtreibung sich mit unserer Verfassung gar nicht verträgt.

Nach Lektüre dieses Buches, die zugegeben nicht mal eben nebenbei geht, ahnt man, welch einen Schatz unser Grundgesetz darstellt. Das Provisorium war geschrieben worden, um dem vorläufigen Staat Bundesrepublik Deutschland eine Grundlage zu geben. Es war so gelungen, dieses Provisorium, dass es nach der Vereinigung mit den fünf neuen Ländern unsere gemeinsame Verfassung wurde.

Es wird viel zu gering geschätzt und es wird viel zu sehr versucht, daran herumzudeuteln, um den Begriffen andere Bedeutungen zu geben. „Ewiges im Provisorium“ schafft Klarheit und macht Mut, für diese Verfassung einzustehen.


Josef Bordat
Ewiges im Provisorium
Das Grundgesetz im Lichte des christlichen Glaubens
14,80 EUR
Lepanto Verlag

ISBN: 978-3-942605-08-3