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7 Tage auf FB gesperrt – Birgit Kelle

Was die Sperre von Birgit Kelle lehrt:

Erst einmal ist es eine prima Publicity, auf FB gesperrt zu sein. Da mache man sich nichts vor. Es gibt einen Ritterschlag vom Steinhoefel. Man wird von Redaktionen angesprochen. Ich traue mich kaum, Birgit mehr als eine kurze Solidaritätsadresse zukommen zu lassen. Sie ist ohnehin in den Fernsehstudios im Land zu Hause. Heute wird ihr Telefon nicht stillstehen.

Aber auf Dauer werden diese Sperren allerdings sehr wohl lästig werden und die tägliche Arbeit massiv behindern. Diejenigen, die von sich wiederholenden Sperren betroffen sind, sind ja oft gerade die, die auf dem Nachrichten- und Meinungsmarkt agieren. Wer also mit Publikationen und Statements, mit Artikel und öffentlichen Auftritten sein Geld verdient, wird darin massiv behindert werden. Es ist gekommen, wie man es vor Verabschiedung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes vorher sehen konnte. Die kommerziellen Betreiber der sozialen Netzwerke löschen und sperren, was das Zeug hält, um die Bußgelder zu vermeiden, die drohen könnten.

Die Sozialen Netzwerke sind nicht sozial, sie sind Business, knallhartes Business. Bußgelder stören da nur und es gibt genug systemkonforme Contentlieferanten, die Werbeeinnahmen garantieren. Doch das ist ein zweischneidiges Schwert. Stetige Sperren werden am Ende die Opportunitätskosten für ein Facebookengagement zu sehr in die Höhe treiben. Man wird danach suchen, wie es auch anders gehen könnte. Und irgendwann wird sich eine Alternative auftun, mittels derer sich jenseits von Facebook und Co. eine Parallel- oder Untergrundszene im Netz auftut. Das Netz ist nicht auf Facebook und Twitter angewiesen.

Langfristig, das sage ich schon seit Jahren, hilft nur eine dezentrale Struktur der Netzwerke. Ein zentrales Monster wie fb ist auch zentral angreifbar, sei es durch Politik, durch Behörden oder durch Kriminelle. Die Netzwerke der Zukunft müssen unbedingt dezentral sein. Im Grunde ist das ja auch die Uridee des Internet. Derzeit hat man zuweilen den Eindruck, daß Internet bestehe nur noch aus Facebook als Begegnungsort, Google als Nachrichtenumschlagplatz und Findehilfe, sowie Amazon als Marktplatz. Alle diese Unternehmen machen im großen und ganzen einen guten Job, doch sie leiden unter der beherrschenden Stellung. Alle drei werden langsam politisch und das hat noch nie einem Unternehmen gut getan.

Es bleibt zu hoffen, daß wir Birgit bald wieder auf FB begrüßen können und der Spuk vorbei ist. Die Löschgeister, die der bald Exjustizminister gerufen hat, werden wir so schnell nicht wieder loswerden. Die Suche nach Alternativen zu FB und Co geht weiter.