Man kommt nicht umhin festzustellen, dass die Kirche in Deutschland nicht mehr Herr im eigenen Hause ist, wenn die Lehre der Kirche selbst in den eigenen Gebets- und Bildungshäusern nicht mehr vertreten werden darf.

Man(n) muss schon schwul sein oder noch besser ein nichtbinär lesbisches Interwesen, um in den deutschkatholischen Himmel zu kommen. Alles da drunter ist mindestes transphob und heteronormative Bipolarität, die allerdings in der Weltkirche immer noch als Normalität angesehen wird. Sowas geht dem Grunde nach erst einmal gar nicht unter Hass oder Hetze durch. Das ist zu hart oder zu zynisch? Wäre es doch nur so. Man fragt sich zu Beginn eines solchen Artikels, was außer einem sachlichen Tonfall man noch an Disclaimern einbauen müsste, um nicht selbst der oben genannten Gesinnungsverbrechen beschuldigt zu werden. Vermutlich ist es aussichtslos. Eine kritische Sicht auf die LGBTQI-Agenda ist derzeit wohl das verbotenste aller Gedankenverbrechen. Aber angesichts der aktuellen Ereignisse muss ich mich dessen wohl mal schuldig machen und vertrauend auf den Artikel 5 unseres Grundgesetzes diesen Artikel als eine von der Presse- und Meinungsfreiheit gedeckte Veröffentlichung betrachten.
Der Josef-Pieper-Preis
Da erhält am 26. Juli in Münster ein Bischof aus den USA, nämlich Robert Barron, einen renommierten Preis.
Der Josef-Pieper-Preis wird alle fünf Jahre für beispielhafte Veröffentlichungen und Arbeiten über das christliche Menschenbild verliehen, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und wegen ihrer sprachlichen Gestaltung ein breites Interesse verdienen.
Josef-Pieper-Stiftung
Der Bischof und die Preisverleihung sollen nun gecancelt werden, weil Barron als guter Hirte der Kirche mehrfach die katholische Ehelehre vertreten hat. Parallel findet in der katholischen Akademie übrigens eine Queer-Ausstellung statt und man postuliert in weiten Kreisen der Kirche eine Änderung der Lehre. Wortreich wird erklärt, wieso man bestimmte sexuelle Handlungen nicht mehr als Sünde ansehen dürfe. Da gibt es ein Problem: Wer erklärt Gott, dass er sich geirrt hat?
Schon längst vergessen ist die gecancelte Verleihung des Evangelii-Gaudium-Preises in Hannover. Grund: Preisverleiher wie auch Preisträger stehen zur katholischen Ehelehre. Das ist in der deutschkatholischen Kirche ganzganzböse. Aber da kommt noch mehr: Große Aufregung! Die unartigen Bischöfe haben ein Queerpapier im ständigen Rat gestoppt. Es war so schön orchestriert mit der Sonderveröffentlichung im Herder Verlag, in der Bischof Timmerevers ganz mutig das nur wenige Tage später gestoppte Papier schon ankündigt. Dazu kommt ein vorpreschendes Erzbistum Hamburg, wo man schon mal die Queerpädagogik in den katholischen Schulen etablieren will. Der Protest von Eltern und Absolventen wird natürlich verspottet, gecancelt, kleingeredet oder als Hass und Hetze einer Minderheit verleumdet.
Die Flagge muss her
Queer ist in der deutschen Kirche omnipräsent. Was gesellschaftlich gelungen ist, nämlich eine verhältnismäßig kleine Bevölkerungsgruppe mit einer großen Menge Sonderrechten und Privilegien auszustatten und diese Gruppe und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen und politischen Interesses zu rücken, das vollzieht die Kirche gerade nach. Der Queerlobby ist etwas gelungen, was zuvor nicht einmal die mächtige Automobillobby geschafft hat: Ihrer Agenda hat sich politisch und gesellschaftlich alles andere unterzuordnen. Wehe dem der nicht die Flagge der Bewegung zum rechten Zeitpunkt hisst. Beispiel: Der Deutscher Bundestag hisst zum CSD in Berlin nicht die Flagge. Das gibt Klassenkeile!
Bis weit in die staatliche Gesetzgebung hinein haben sich diese Privilegien vorgearbeitet. Queere „Ehen“, queeres Personenstandsrecht, queeres Namensrecht. Die Geschlechtsänderung erfolgt in unserem Land nach Lust und Laune per Sprechakt. Das ist ein Recht auch für Menschen, die auf Grund ihres Alters nicht einmal legal eine Flasche Bier oder eine Packung Zigaretten erwerben dürften. Wir sind mit der Erteilung staatlicher Privilegien für diese Gruppe Menschen ganz sicher noch nicht am Ende. Leihmutterschaft und Eizellspende harren ihrer Erlaubnis. Man will ja schließlich Kinder haben.
Diese Erteilung von Privilegien und Bevorzugungen greift derzeit auch auf die Kirche durch. Ein Wunder ist das nicht, gehen doch einige, die es wissen müssen, davon aus, dass ein weit über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegender Anteil des Klerus auch mehr oder weniger queer ist. Was in der Vergangenheit diskret verschwiegen und nur hinter verschlossenen Türen ausgelebt wurde, ist nicht zuletzt dank „Out in church“ ans Tageslicht getreten. Ehrlichkeit hat große Vorteile. Wir wissen nun, woran wir sind. Dafür sollte man dankbar sein, denn eine verborgene Amoral macht erpressbar und führt zu allerlei finsteren Begleiterscheinungen. Das ist keine moralisches Urteil sondern ein sachliche Einordnung. Trotzdem spielt die Lehre der Kirche in Fragen der Sitten eine Rolle.
Die nicht änderbare Lehre
Exakt dies ist ein Thema, an der sich die Lobby nun seit längerer Zeit massiv abarbeitet. Man kommen nicht heraus aus dem Problem. Die Lehre der Kirche lässt sich in dieser Frage nämlich nicht ändern. Wir haben es mit göttlichem Recht und nicht mit menschlichen Bestimmungen zu tun. „Love is no sin“, schmetterten die Aktivisten der Segnungsgottesdienste vor Jahren. Die Antwort lautete zuweilen nicht minder platt: „Sin is no love“. Tja, und nu?
Kardinal Fernandez, ein Experte fürs Küssen, machte einen salomonischen Vorschlag: spontan, nichtliturgisch, nicht lange und einzeln (… segnen natürlich. Was dachtet ihr denn jetzt?) Kann man so machen, hat auch der Papst damals bestätigt, führte nur zu zahlreichen Missverständnissen und die Aktivisten in Deutschland fühlten sich, obwohl sie im Grunde eine Abfuhr erhalten hatten, bestärkt und bestätigt.
Machen wir uns bitte nichts vor, die LGBTQ-Lobby, die in der Vergangenheit in Staat und Gesellschaft insbesondere durch neue Gesetze erfolgreich ihre Ziele durchsetzen konnte, interessiert sich im Grunde einen feuchten Kehricht für die Kirche und sie interessiert sich erst nicht recht für den Glauben der Kirche. Wo dieser aber die geforderten Privilegien nicht zu geben bereit ist, für die diese Lobby streitet, da gehen die Lobbyisten – nun mit der Hilfe linkskatholischer Funktionäre – auch auf kirchliche Barrikaden. Das sieht man derzeit in Münster.
Ein neuer Löwe
Und dann gerät ein katholischer Bischof, der auch für deutsche Bischöfe durchaus ein Vorbild sein könnte, ins Visier und muss vor Protesten und Ausschreitungen geschützt werden, damit er ungestört einen renommierten Preis entgegen nehmen kann. Man mache sich bitte bewusst, dass es in Münster katholische Verbandsfunktionäre sind, die gegen einen katholischen Bischof auf die Straße gehen. Viel absurder geht es nicht mehr. Es ist mutig und lobenswert, dass bislang alle an der Preisverleihung festhalten und sich den Protesten stellen. Auch Mut ist lobenswert. Der neue Löwe von Münster ist dann wohl ein US-Bürger.
